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Grüne ohne Bauch

■ Parteitag freudlos über Atomkompromiss, neue Energien für neue Energien

Schleswig-Holsteins Grüne machen sich nach dem vereinbarten Atomausstieg für alternative Energien stark. In den kommenden zehn Jahren streben sie ein Ausweiten des Stromgewinnungsanteils aus Windkraftanlagen an Land auf 25 bis 30 Prozent an, Offshore-Windanlagen sollen bis dahin mindes-tens zehn Prozent des Strombedarfes decken. Aus Biomasse soll bis dahin fünf Prozent, aus Kraftwärmekopplung 30 Prozent des Stromes gewonnen werden.

„Das neue Energiethema ist da“, erklärte Landesvorstandssprecherin Monika Obieray auf einem Parteitag in Kiel. Gleichzeitig räumte sie ein, dass die Atomkritiker unter den Grünen sich an der Diskussion in der Partei nicht mehr beteiligten. „Die Bauch-Fraktion fehlt in wesentlichen Teilen.“ Der zweite Vorstandssprecher, Peter Swane befand, dass es „ohne diese Leute für uns schwieriger“ werde.

Selbst als es am Sonntag um das alte Streitthema Atom ging, blieb der Ton moderat. Offiziell wurde noch einmal in einer Resolution festgeschrieben, dass das Thema Atom für die Grünen keineswegs erledigt sei. Die Atomkritiker wurden aufgefordert, sich weiterhin in der Partei zu engagieren. Ohne Begeisterung wurde die Vereinbarung zum Atomausstieg akzeptiert und als Einstieg in eine neue Energiepolitik gewertet. Obieray sagte, die Delegierten hätten dem Kompromiss mit dem Kopf zugestimmt, mit dem Bauch jedoch nicht.

Die Nord-Grünen teilte Obieray wie folgt ein: Einige seien kurz vor dem Absprung, andere müde und enttäuscht, weil nach langjährigem Engagement Ziele nur schwer umgesetzt werden könnten. Ein anderer Teil befinde sich im „jetzt-erst-recht-Zustand“, lasse sich nicht beirren und kämpfe weiter für die „grüne Sache“. Einige verharrten auch im innerparteilichen Oppositions-Zustand. Rüdiger Ewald

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