: Backsteine mit Durchblick am Hafenrand
■ Baubeginn am Holzhafen für Hamburgs größtes Büroprojekt am nördlichen Elbufer
Zwölftausend Unterschriften haben es nicht verhindern können: Gestern ist mit dem Bau des ersten Bürogebäudes am Holzhafen begonnen worden. Die Investoren Albert Büll und Cornelius Liedtke werden rund um das älteste künstliche Hafenbecken Hamburgs herum 49.000 Quadratmeter Platz für Büros und Wohnungen schaffen. Das erste Gebäude soll nächstes Jahr zu Weihnachten bezugsfertig sein. Büll und Liedtke bearbeiten am Holzhafen insgesamt fünf Projekte:
Links und rechts des Hafenbe-ckens soll jeweils ein Bürohaus aus Backstein entstehen, so hoch wie der benachbarte Greenpeace-Speicher; dazwischen ein gläserner, prismenförmiger Wohnturm und ein öffentlicher Platz am Nordrand des Hafenbeckens. Nördlich der Elbstraße wollen sie ein weiteres kleines Büro- und Wohnhaus bauen und den Hafenklang sanieren.
Der Rotterdamer Architekt Kees Christiaanse hatte direkt am Ufer zunächst zwei massive Bürogebäude mit 60.000 Quadratmetern Bruttogeschossfläche geplant, die den Zugang zur Elbe abgeriegelt hätten. Eine Bürgerinitiative und ein Bürgerbegehren – obwohl dies daran scheiterte, dass der Senat die Planung an sich zog – zwangen Büll und Liedtke zu Änderungen.
Nach drei Umarbeitungen hat sich die Bruttogeschossfläche für die Bürobauten direkt am Strom auf 31.000 Quadratmeter verringert. Dafür gibt es jetzt knapp 8000 Quadratmeter für große Appartements, deren betuchte BewohnerInnen das Elbufer beleben sollen. Es gibt Geschäfte und Restaurants, eine ununterbrochene Elbpromenade und weiterhin eine schöne Aussicht vom Elbhang aus: Die massiven Klinkerbauten erhalten Atrien und Passagen, so dass Durchblicke entstehen.
Die Fassade der Backsteinbauten ist nach Angaben von Christiaanses Mitarbeiter Markus Neppel so gestaltet, dass sie aus der Nähe und der Ferne jeweils einen eigenen Reiz entfaltet. „Je näher ich komme, desto differenzierter soll das Konzept sein“, sagt Neppel. Vor- und zurückspringende Fenster sollen die Fassade für Flaneure interessant machen.
Mit einem Investitionsvolumen von 260 Millionen Mark ist das Projekt das größte am nördlichen Elbufer, wie Büll behauptet. Neben dem Wohnstift Augustinum haben Edel-Music, eine Reederei und ein Auktionshaus mit dem Bau eines Polders begonnen, in den sie vier u-förmige Bürohäuser setzen wollen. Am Elbberg hat der Architekt Hadi Teherani ein preisgekröntes Lofthaus konstruiert. Gegenüber baute die HHLA einen Speicher zu Büros um. Westlich des Teherani-Baus will die Software-Firma Netlife ein Bürohaus errichten und dahinter an den Elbhang kleine Häuschen für ihre MitarbeiterInnen. Unter dem Namen „Dockland“ soll ein parallelogramm-förmiger Bau im Strom den England-Fährterminal ergänzen, und der Speicher neben Greenpeace wird gerade umgebaut.
Befürchtungen, die vielen Büros könnten nicht vermietet werden, wies Wirtschaftssenator Thomas Mirow zurück: „Die Zahl der Unternehmen, die bei mir sitzen und fragen, wo man in Hamburg hochwertige Bürofläche beziehen kann, wächst täglich.“ Gernot Knödler
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