piwik no script img

Ostbürgermeister wollen Sanierung des SEZ

Wenn der Senat nicht kurzfristig vier Millionen zur Verfügung stellt, muss das Erlebnisbad in Friedrichshain im Dezember schließen. Bürgermeister Mendiburu vermutet, dass der Senat das Bad verrotten lässt, um es zu privatisieren. Die gesamte Sanierung kostet 35 Millionen Mark

Die Zukunft des Sport- und Erholungszentrums (SEZ) in Friedrichshain ist ungewisser denn je. Wenn der Senat nicht kurzfristig 4 Millionen Mark für die sanierungsbedürftige Anlage bereitstellt, droht dem SEZ noch dieses Jahr das Aus. „Dann gehen am 31. Dezember im SEZ die Lichter aus“, sagte der Friedrichshainer Bezirksbürgermeister Helios Mendiburu (SPD) gestern, sichtlich enttäuscht über die kompromisslose Haltung des Landes.

Schon seit Jahren ist der Sanierungsbedarf der Anlage bekannt. Das Dach ist undicht, Fliesen fallen von den Wänden, Besucher beklagen sich über unhygienische Umkleidekabinen, die Wasserqualität wird immer schlechter.

Die Sanierung und Modernisierung des SEZ kostet 35 Millionen Mark. „Aber um diese Summe geht es uns jetzt gar nicht“, sagt Mendiburu. Der Senat solle zunächst die vier Millionen bereitstellen, die notwendig seien, um einen sicheren Betrieb des SEZ zu gewährleisten. Die Finanzverwaltung will dieses Geld nicht lockermachen. Aus seiner Wut macht Mendiburu keinen Hehl. Es entstehe der Eindruck, dass der Senat die Sache aussitzen wolle, um so zu beweisen, dass nur ein privater Betreiber die Anlage retten kann.

Während sich die Landes-SPD offiziell gegen eine Privatisierung ausspricht, denkt man beim Koalitionspartner CDU offen darüber nach. Ein solcher Schritt hätte nach Ansicht Mendiburus aber fatale Folgen. „Entweder würden die Preise drastisch erhöht, oder aber das SEZ gleich in etwas anderes umgewandelt.“

Seit einem Jahr ist das SEZ den Berliner Bäderbetrieben unterstellt. Auch deren Vorstand Dietmar Ranz fühlt sich vom Land im Stich gelassen. Zwar ist er zuversichtlich, in vier bis fünf Jahren ein positives Geschäftsergebnis zu erzielen. Aber dafür seien sofortige Sanierungsmaßnahmen unumgänglich.

Die anderen Ost-Bürgermeister erklärten gestern ihre Solidarität. Auch für ihre Stadtteile sei das SEZ unverzichtbar. Joachim Zeller (CDU) vom Bezirk Mitte warf dem Senat Wortbruch vor. Die Landesregierung habe vor Jahren die Mittel für die Sanierung zugesagt. Jetzt, da die Sache konkret werde, fließe kein Geld.

Unterdessen kündigte Mendiburu eine Unterschriftenaktion für den Erhalt des SEZ an. Als Revolte will er das nicht verstanden wissen. „Wir wollen einfach die Zeit bis zur nächsten Sitzung des Senats im September nutzen, um unsere Anliegen zu verdeutlichen.“ Einen Betrieb der unsanierten Anlage über den Dezember hinaus schloss er aus. Man halte die hygienischen Anforderungen schon jetzt nicht mehr ein. Ranz betonte allerdings, die Besucher des SEZ seien derzeit nicht gefährdet.

FELIX WÜRTENBERGER

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen