Der Niedergang des Diamantenkartells

Jahrzehntelang beherrschte der Konzern De Beers den Diamantenhandel – bis ihm Russland und Angolas Unita das Geschäft ruinierten

BERLIN taz ■ Der Diamantenkonzern De Beers entstand 1888, gegründet vom britischen Geschäftsmann Cecil Rhodes. Zusammengekauft aus unzähligen Schürfinteressen in Südafrikas Gold- und Diamantenminen – unter anderem denen der Gebrüder Dietrich und Johannes De Beers, die an einer Diamantendfundstelle ein Zelt errichtet hatten –, wuchs daraus der größte Bergbaukonzern der Welt, der zum Entsetzen der Buren Schwarze anheuerte und auch noch einen Juden zum Direktor bekam: Ernst Oppenheimer, Gründer der Goldfirma „Anglo-American“, der 1929 De Beers kaufte und den Konzern zusammen mit seinem Sohn und Nachfolger Harry Oppenheimer erfolgreich durch die Wirtschaftskrise der 30er-Jahre führte.

Ihr Erfolgsgeheimnis war die Gründung eines weltweiten Diamantenkartells: Die „Central Selling Organisation“ (CSO), die seit 1930 existiert und es sich zum Ziel macht, alle Rohdiamanten der Welt anzukaufen, um durch Lagerbildung und gezielte Verkäufe einen hohen, stabilen Weltmarktpreise zu garantieren. Die CSO lädt zehnmal im Jahr ihre Kunden – die sie selber auswählt – zu so genannten sights. Dort müssen die Käufer nehmen, was sie kriegen, zum diktierten Preis, denn es gibt ja offiziell keine anderen Rohdiamanten.

Das funktionierte so lange, wie Südafrika und De Beers die Diamantenförderung der Welt beherrschten. De Beers breitete sich nach Namibia, Angola und Botswana aus, und sogar die Sowjetunion war ab 1955 Teil der CSO. 1993 erreichten die CSO-Verkäufe das Rekordniveau von sage und schriebe 4,366 Milliarden Dollar.

Doch da war die große Zeit des Kartells bereits vorbei. Der Zusammenbruch der Sowjetunion Anfang der 90er-Jahre bedeutete das Ende der Kooperation Moskaus mit De Beers. Weil Russland bessere Geschäftsbedingungen von der CSO wollte, als mit der Sowjetunion vereinbart waren, überschwemmten die Russen den Weltmarkt mit sibirischen Diamanten. Zugleich flammte 1992 in Angola erneut der Bürgerkrieg auf. Die Unita-Rebellen, die Angolas Diamantenminen beherrschten, exportierten Milliardenwerte in Steinen über das damalige Zaire, heute Demokratische Republik Kongo. Damit finanzierte die Unita ihren Krieg und ruinierte De Beers das Geschäft.

Inzwischen ist der CSO-Anteil an der Weltförderung auf unter die Hälfte gesunken. Versuche, den Markt mit autoritären Mitteln wieder in den Griff zu kriegen, schlugen fehl. Die 1998 verhängten UN-Sanktionen gegen den Diamantenhandel der angolanischen Unita blieben in ihrer Wirkung begrenzt, und in immer mehr afrikanischen Kriegsgebieten findet nun ein völlig liberalisierter Diamantenhandel statt. Zu allem Überfluss erwerben Russen jetzt Diamantenminen in Angola und Namibia.

Ab Juli 2001, so hat De Beers jetzt verkündet, wird die CSO in ihrer bisherigen Form nicht mehr existieren. De Beers wandelt sich zur Luxusmarke und handelt nicht mehr mit allen Diamanten, sondern nur mit den besten. Eigentlich ist das ein Eingeständnis des Scheiterns.