JASSIR ARAFAT RUFT ZUM ARABISCHEN GIPFEL
: Theaterdonner

Nun wird also einmal wieder die arabische Einheit beschworen. Nach dem Scheitern des Gipfels von Camp David will Jassir Arafat einen Gipfel der arabischen Staaten initiieren. Es ist abzusehen, was dort geschehen wird: Die zusammensitzenden Staatsoberhäupter werden den Palästinensern ihre uneingeschränkte Solidarität versichern und die israelische Politik ihnen gegenüber geißeln sowie den Anspruch aller Muslime auf das heilige al-Quds (Jerusalem) beschwören.

Alles nur Theater. Die Einheit der arabischen Staaten ist seit je eine Chimäre und die beteuerte Solidarität mit den Palästinensern nichts als blanke Heuchelei. In Wahrheit verfolgen die einzelnen Staatsoberhäupter stets ihre eigenen Interessen. Denen kann zwar mal eine gemeinsame Kriegserklärung an Israel entsprechen, wohl aber auch einzelne Geheimverhandlungen mit dem verabscheuten „zionistischen Feind“.

Als Anwar as-Sadat vor mehr als 20 Jahren seinen Privatfrieden mit Israel schloss, schimpften die arabischen Brüder das Verrat. Doch war unter ihnen kein einziger, der sich seither nicht um einen Draht nach Jerusalem bemühte, selbst Iran und Irak. Die Folge waren einzelne Friedensabkommen oder zumindest Absprachen mit vergleichbaren Folgen oder geheime Geschäftsbeziehungen bis hin zu Waffengeschäften. Heute ist eine arabische Anti-Israel-Front nicht existent.

Wie ernst die beständigen Solidaritätserklärungen mit den Palästinensern gemeint sind, zeigt auch der Umgang mit jenen Menschen, die sich vor den Israelis in arabische Staaten flüchten. Überall gelten sie als Menschen zweiter Klasse, bestenfalls als billige Arbeitskräfte.

Arafat mag sich dank seiner harten Haltung gegenüber Barak nun auf einem arabischen Gipfel als Held feiern lassen. Der Triumph wird nicht lange anhalten. Der nächste Separatfrieden eines arabischen Staates mit Israel kommt bestimmt. Die so gerne als arabische Speerspitze genutzten Palästinenser könnten die Letzten sein, denen eine halbwegs gerechte Lösung gewährt wird – wenn überhaupt. THOMAS DREGER