Das Schweigen wird gebrochen

ZwangsarbeiterInnen: 160 Firmen stellen sich Hamburger Vergangenheit  ■ Von Sven-Michael Veit

Neun Firmen zahlen und schweigen, 151 weitere bekennen sich öffentlich zur Vergangenheit der Hamburger Wirtschaft, darunter viele, die erst nach dem Krieg gegründet wurden. Der Hamburger Senat veröffentlichte gestern die Liste der Hamburger Unternehmen, die der Stiftungsinitiative „Erinnerung, Verantwortung, Zukunft“ der deutschen Wirtschaft beigetreten sind (siehe Dokumentation unten). Warum neun Firmen „namentlich nicht genannt werden möchten, ist dem Senat nicht bekannt“, antwortete er auf eine entsprechende Anfrage der Regenbogen-Abgeordneten Julia Koppke.

Hamburgs Handelskammer-Präses Nikolaus Schües und Bürgerschaftspräsidentin Dorothee Stapelfeldt (SPD) hatten nachhaltig für die Initiative geworben. Nach einem Treffen mit 60 Firmenrepräsentanten am vorigen Donnerstag im Rathaus kündigten sie an, weitere Unternehmen „persönlich“ ansprechen zu wollen: „Es sind noch lange nicht genug“, so Stapelfeldt.

Das findet auch Koppke. Sie hatte vom Senat verlangt, auch die Namen der Firmen zu veröffentlichen, die NS-ZwangsarbeiterInnen beschäftigten, sich der Stiftungsini-tiative aber nicht anschließen wollen. Das allerdings lehnt der Senat ab. Es halte dieses „im Interesse eines Erfolgs der Stiftungsinitiative nicht für opportun“. Ein „vollständiger Überblick“ sei „trotz umfassender Forschungsarbeit nicht zu leisten“. Daher lasse sich die Frage nach Unternehmen, die sich ihrer Verantwortung nicht zu stellen gedächten, „nicht beantworten“. Der Senat geht aber „unverändert“ davon aus, dass alle in Betracht kommenden öffentlichen Unternehmen „sich angemessen beteiligen werden“.

Rund ein Viertel der Hamburger Unternehmen existierte bereits in der Nazi-Zeit, der Rest wurde erst danach gegründet. Mit dem „selbstauferlegten Schweigegelübde des Senats“ ist Koppke gänzlich unzufrieden. Die rot-grüne Regierung dürfe sich „nicht schützend“ vor die Verweigerer stellen, findet die Regenbogen-Abgeordnete. Denn die Erfahrung zeige, dass „vor allem die öffentliche Nennung der Firmen diese zügigst zum Beitritt bewegt“. Deshalb müsse, fordert Koppke, „endlich mehr Transparenz“ hergestellt werden.

Auch über die Summen: Nach der Höhe der Einzahlungen hat Koppke zu fragen vergessen; deshalb musste der Senat auch keine Beträge nennen.