: Scheibchen vom Industriegebiet
■ Smart-City am Wandsbeker Friedrich-Ebert-Damm will weiter wachsen. Regenbogen will produzierendes Gewerbe erhalten
Der Regenbogen befürchtet die schleichende Verdrängung des produzierenden Gewerbes aus dem Industriegebiet am Friedrich-Ebert-Damm in Wandsbek. Gleichzeitig würden mit dem Argument, es müssten Betriebe in der Stadt gehalten werden, neue Gewerbegebiete auf der grünen Wiese ausgewiesen, kritisiert der Bezirksabgeordnete Andreas Bokowski.
In das alte Industriegebiet zu beiden Seiten des Friedrich-Ebert-Damms waren in den 80er und 90er Jahren immer mehr Bürogebäude, Möbelhäuser sowie Bau- und Supermärkte geklotzt worden. Handwerksbetriebe und Unternehmen des produzierenden Gewerbes hatten auf den sich verteuernden Flächen einen immer schwereren Stand. Im vergangenen Jahr hat die Bezirksversammlung deshalb einen Bebauungsplan aufgestellt, der diese Entwicklung stoppen soll.
Zuvor hatte der Senat allerdings ein Multiplex-Kino in Verbindung mit dem Smart-Center von Raffay genehmigt. Wie er in der Antwort auf eine kleine Anfrage der Regenbogen-Bürgerschaftsabgeordneten Susanne Uhl schreibt, setzt der Senat darauf, am Ebert-Damm ein Auto-Zentrum mit Händlern und Werkstätten zu etablieren, dem ein angegliedertes Entertainment-Center Kundschaft zutreiben soll.
Doch die „Smart City“ mit ihrem Multiplex-Kino und ihrer Gastronomie will weiter wachsen: Im Juni wurde eine Wellness-Anlage mit Parkdeck genehmigt, und im Juli erteilte das Bezirksamt den Bauvorbescheid für eine zusätzliche Veranstaltungshalle für bis zu 1500 Menschen. Die Smart-City breite sich „unter dem Deckmäntelchen der KFZ-bezogenen Nutzung aus wie eine Krake“, befürchtet Susanne Siems, die als Bürgerin im Wandsbeker Stadtplanungsausschuss sitzt. Baudezernent Rainer Riedel wiegelt ab: „Es gilt, was der Grundgedanke des Bebauungsplanes ist“, verspricht er.
Siems plagt aber noch eine weitere Sorge: Wenn das Multiplex-Kino am Wandsbeker Markt einmal fertig sei, wer könne dann garantieren, dass das Multiplex am Ebert-Damm ausreichend ausgelastet sei und nicht zur Investitionsruine werde? Gernot Knödler
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