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Bürgermeister Henning Scherf ist feuerfest

■ Neues Rathausportal sorgt für Probleme: Bei Feuer Stromausfall fällt die Tür ins Schloss und sperrt Flüchtende ein / Jetzt muss nachgebessert werden

BesucherInnen des Bremer Rathauses müssen sich künftig nicht mehr einen Bruch heben, um ins Innere zu kommen. Ein neuer Unterflurmotor sorgt dafür, dass die schwere, gusseiserne Tür von 1913 sich „wie von Geisterhand“ schließt oder öffnet. So weit die gute Nachricht für alle SenatorInnen oder BürgerInnen, die das Portal queren müssen. Das Problem: Die sinnvolle Neuerwerbung der Rathausherren und -damen sorgt zurzeit intern für Ärger, weil der Luxus-Türöffner im Brandfall nicht so ganz das macht, was er soll. Jetzt muss nachgerüstet werden.

Nach Angaben der Baufirma Metallbau Schlüter, die den neuen Mechanismus installiert hat, fällt das schwere Portal bei einem Stromausfall zu und lässt sich dann – im Gegensatz zur vormotorisierten Zeit – angeblich nur noch mit einem Schlüssel öffnen. Darauf hat die Firma im Bremer Rathaus und in Anwesenheit der taz bremen aufmerksam gemacht. Weiter will man sich bei Metallbau Schlüter nicht zu der Panne äußern. Nur so viel: Der Haken an der Sache sei die von innen unbeweglich angebrachte Klinke, die aus Denkmalschutzgründen auch starr bleiben sollte. Für die Firma war der Auftrag Rathaus damit abgeschlossen.

Dass die Tür im Notfall aber einfach so ins Schloss fällt, wird bei Bremens Feuerwehr nicht so gern zur Kenntnis genommen. Dort heißt es, dass Automatiktüren bei Ausfall der Stromversorgung eigentlich in offenem Zustand stehenbleiben müssen. Zumindest dürfen sie nicht richtig ins Schloss fallen. Eine Erkenntnis, die inzwischen auch bei der Auftraggeberin der neuen BürgerInnenhilfe angekommen ist. Und das ist die aus dem Bauressort ausgegliederte Baumanagement Bremen GmbH (BMB). Deren technischer Geschäftsführer Gottfried Zantke wusste bei Nachfrage der taz zunächst überhaupt nichts von dem Maleur. „Ich werde den Punkt sofort in der nächsten Sitzung ansprechen.“ Diese war nur für ein paar Stunden später angesetzt. Prompt kam dann auch ein paar Stunden später der Rückruf. „Die Tür wird so nicht abgenommen. Das muss noch umgerüstet werden“, so Zantke. Die Baufirma soll jetzt die starr angebrachte Klinke beweglich gestalten – auf dass beim Stromausfall zum Öffnen kein Schlüssel mehr von Nöten ist.

Laut Rathaussprecher Klaus Schloesser muss das Rathaus für die Umbauphase aber nicht gänzlich geschlossen werden. Und auch Bürgermeister Henning Scherf (SPD) ist nicht vom Feuertod bedroht. „Zurzeit wird das Rathausportal ohnehin noch saniert. Weitere Umbauten sind nicht störend.“ Für den Notfall habe die Tür aber „einen Panikhebel“. Und dann gebe es auch noch ein Notstromaggregat im Rathaus, das erst vor einem Jahr auf seine Brandschutztauglichkeit hin untersucht und abgenommen wurde.

Trotzdem muss auch nach Schloessers Angaben die Klinke beweglich gestaltet werden. Wer hat nun aber den Klinkenbock geschossen. Schloesser macht indirekt die Metallbaufirma verantwortlich: „Das Unternehmen hatte den Auftrag, die sichere Tür genauso sicher zu belassen und zusätzlich mit einem Motorantrieb auszurüsten. Dieser Auftrag ist bisher einfach noch nicht abgeschlossen.“

Bei Metallbau Schlüter sieht man den Vorfall gelassen. Zumal bereits einer der Techniker schon vor Bekanntwerden der Klinkenpanne prophezeit hatte: „Wir kommen wieder.“ Denn noch eine andere Vorrichtung sei im Rathaus auf wenig Gegenliebe gestoßen. So liefert die Firma zusätzlich für den Türmotor noch einen Schalter, mit dem das Portal in offener Stellung einfach arretiert werden kann. Das wäre sinnvoll, wenn ganze Catering-Firmen zum Abladen kommen, um etwa für das Schaffermahl aufzufahren. Doch den Schalter wollte man im Rathaus nicht haben. Jens Tittmann

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