Peter Rühmkorf:: Kleine Weltwirtschaftslehreoder: es reimt sich
(Für Günter Grass, den Gedankenfreund, zum 70.)
Manche sagen, rechts und links,das sind abgestandne drinks,na, dann prost!
So zu schreiben ohne Notist ein leichtverdientes Brot,noch ’n Toast!
Wissen zwar, das Kapitalherrscht bereits global fatal,aber pssst!
Daß es, flüchtig wie ein Rehnicht vor Schreck nach Überseeuns entssst.
Freiheit ist ein feiler Schatz,bietet manchem Freier Platz,nur nicht dem,
der vermerkt, als Sozialist,daß sie Arbeitsplätze frißtmit System.
Mit System, heißt mit Verstand,auch als Ratio weltbekannt,die macht Sinn.
Weil, entgegen mancher Narrheit,bleibt unteilbar wie die Wahrheit:der Gewinn.
Ei, ei, ei, das Eigentumwurde zwar verpflichtet zum –?sag den Rest!
Wo selbst der Verfassungstext,wenn ein Grundproblem erwächst,uns verläßt.
Wirtschaft, Banken, Automat,haben sich den Staat privatschon so weit gekrallt,
daß bei freiem Weltverkehr,Steuerflucht, Betriebstransferabsolut kein Halt.
Nur für die sozialen Lappendarf noch Vater Staat berappen,was heißt Staat?
Wir und unsre Kinder sind’s,die mit Zins und ZinseszinsStehen bis ins nächste, ins – na, parat!
Stehn parat und starrn verwundertin das kommende Jahrhundert,was wird sein?
Renten und Versicherungen,Krankenkassen ausgewrungen,Schulung, Bildung leergesungen,Himmel, nein!
Himmel doch! Es sei, ihr rührteteuch noch einmal und marschiertetmassenhaft und intoniertetgegens asozial Globaleeure Internationalenoch mal neu!
Alles leeres Stroh und nasses Heu.
Weil ihr werdet lieber in die Messer-lädenlaufenund ihr werdet wie die Menschenfresser,jeder gegen jedendicke Knacker kaufenund per Volksentscheid befinden, dass bei Schuß-waffen ausnahmsweise mal kein Ladenschluß.
Und die Mütter und die Väterunsres Grundgesetzes werden aus dem Ätherniederschaun auf Was-sie-so-nicht-recht-gesehn:daß nach Nazis und dergleichen Elementennoch mal völlig andre kommen könnten,die die Welt auf ihre Art verjeun.
Ja, ihr seid zu viel, d. h. seid über.Was rein logisch heißt, ihr stecktet liebernoch ein Stück zurück.Weil schon bei halbierten Löhnenlassen Arbeit sich und Kapital versöhnenund den monetären Urgewaltengegenüber sich ein Standort halten:Abgemacht! Viel Glück!
Ergo: blickt mal etwas über eurenAusternrand in Klecken und Kaufbeurenweg – ins Weite – in die große Dritte Welt:wo der Kaktus blüht, die Palmen rauschen,überall gibt es was Schlaues zu erlauschen,wenn z. B. Kündigungs- und Arbeitsschutz entfällt,strahlt der Wohlfahrtshimmel augenblicklich wieder blau.Und es denkt kein Mensch daran, in magernJahren Arbeitsplätze einfach auszulagern:Solches merkt euch: überhaupt und als Know-how!
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen