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Doktor Lug und Trug

■ Anklage wirft Kaufmann vor, sich 1,9 Millionen Mark erschwindelt zu haben

Peters und Partner, Peters und Schiffer, Peters und Werner. Der Name Peters sollte für Kompetenz stehen, für einen Geschäftspartner, mit dem es viel Geld zu verdienen galt. Um den Eindruck zu unterstreichen, setzte Jürgen Peters auch gerne mal ein „Dr“. vor seinen Namen. Um rund 1,9 Millionen Mark soll er seine Partner betrogen haben, wirft ihm die Anklage vor. Gestern eröffnete das Landgericht den Prozess gegen den Kaufmann.

Der soll vermögende Privatpersonen und Unternehmen zum Geldanlegen in seinen Firmen verleitet und ihnen vorgegaukelt haben, dass ihr Geld sich dann quasi von alleine vermehrt. In Florida gründete er ein Unternehmen, das laut Anklage eine Briefkastenfirma war. Dort habe er nicht einmal ein Büro unterhalten, geschweige denn seinen Geschäftspartnern die versprochenen Gewinnchancen von bis zu 24 Prozent bieten können. In anderen Fällen versprach er, gegen Provision an Leute mit Geschäftsidee Investoren zu vermitteln – ohne zu solchen Kontakt zu haben.

Peters lockte seine Kunden mit Prospekten. Unter dem Namen „European venture capital found“ verbreitete er beispielsweise eine Publikation mit der Behauptung, dass 167 Privatinvestoren bereit seien, rund 100 Millionen Mark in Projekte zu investieren. „Das versteht der Leser so, als hätten Sie feste Zusagen von vermögenden Personen“, hält der Richter dem Angeklagten vor. Der will das so nicht gemeint haben. Die 167 bezeichne lediglich die Anzahl der Investoren, von deren Geschäftswillen er über Zeitungsinserate erfahren hatte und die er bei Interesse eines Kunden anrufen wollte. Zudem hatte er im Prospekt geschrieben: „Darüber hinaus stehen uns circa 70 Beteiligungsgesellschaften zur Verfügung“. Auch das seien Gesellschaften gewesen, „die in öffentlichen Anzeigen Beteiligungen suchten“.

Peters sitzt in Untersuchungshaft. Das Gericht stellte ihm Strafmilderung in Aussicht, sollte er ein Geständnis ablegen. Er lehnte ab.

Elke Spanner

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