: Amt macht bekannt
■ Datenpanne bei Sozialämtern: 45.000 schludrige Schreiben abgeschickt
Mit Hilfe eines verrückt spielenden Computers haben Hamburgs Sozialämter Wohngeldempfänger miteinander bekannt gemacht: Das neue Wohngeldgesetz zum 1. Januar 2001 macht es notwendig, dass die Sozialämter alle BezieherInnen von Wohngeld anschreiben, um durch die Erfassung indiviueller Daten die neuen Zahlungen festlegen zu können. Dabei ist es zu einer peinlichen Datenpanne gekommen. Auf der Rückseite des Anschreibens oder dem Extrablatt befinden sich Daten von anderen WohngeldempfängerInnen, die mit dem eigenen Haushalt nichts zu tun haben.
Die Sozialämter haben sich bei den Betroffenen für den „Fehler“ und den „datenschutzrechtlich nicht korrekten Ausdruck“ entschuldigt. Zusatz: „Es muss leider davon ausgegangen werden, dass entsprechende Angaben zu ihrer Person in einem an eine andere Person gerichteten Schreiben ebenfalls enthalten sind.“
Schuld an der Datenpanne ist der Zentralcomputer des Senatsamts für Bezirksangelegenheiten. „Beim Testlauf lief alles noch wunderbar“, sagt Sprecherin Birgit Geigle peinlich berührt. Durch einen Zeilenrücker sei dann aber plötzlich der Name, Vorname und das Geburtsdatum“ auf das Formular des Vorgängers gerutscht. „Es waren Gottseidank nur diese drei Daten – und keine Anschrift“, schränkt Geigle ein. „In der Regel kann damit niemand etwas anfangen.“ Als die Panne entdeckt wurde, waren 45.000 Briefe schon unterwegs. Geigle: „So eine Sendung kann man nicht einfach zurückholen.“
Der Hamburger Datenschutzbeauftragte ist mittlerweile über den Vorfall informiert: „Wir haben vor wenigen Tagen davon erfahren“, so der zuständige Sachbearbeiter Detlef Malessa. „Wir haben die Behörde aufgefordert, Mechanismen einzubauen, dass so etwas nicht wieder vorkommt.“ Melessa bewertet es allerdings als „positiv“, dass die Behörde damit „offensiv umgegangen“ sei und sich bei den Betroffenen entschuldigt habe. „Das kommt bei Behörden nicht immer vor“, so Malessa. Dennoch würden die Datenschützer weiter wachsam sein und „bei Gelegenheit noch einmal alles genau überprüfen.“
Kai von Appen
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