: SPD krempelt Schulsystem um
■ SPD legt Leitsätze vor: Verlässliche Grundschule für alle / OS leistungsdifferenziert / Altes Gymnasium ab der Klasse 5
Mit einem „Programm für die nächsten zehn Jahre“ will die SPD bildungspolitisch aus der Defensive herauskommen. Besonders Niedersachsens Ministerpräsident Sigmar Gabriel hatte mit seinen schulpolitischen Vorstößen die Genossen unter Druck gesetzt, das in den letzten Jahren nach ihren Vorstellungen entwickelte Schulsystem zu reformieren – „grundlegend“, wie die SPD-Bildungspolitikerin Ulrike Hövelmann formuliert.
Punkt eins: Die „verlässliche Grundschule“, also Betreuung bis 13 Uhr, soll verbindlich für alle werden, allerdings nur „schrittweise auf Beschluss der Schulgremien“. In der 3. und 4. Klasse soll es zwei Unterrichtsstunden pro Woche mehr geben als bisher – für „erste Kontakte“ mit der ersten Fremdsprache Englisch.
Die „Orientierungsstufe“ (Klassen fünf und sechs) soll erhalten bleiben. „Aber wir nehmen die Kritik daran sehr ernst“, so Hövelmann. „Von der 5. Klasse an sollen Fächer wie Englisch und Mathe in Leistungsgruppen differenziert unterrichtet werden können. In der Sekundarstufe 1 sieht Hövelmann den größten Reformbedarf. Denn wenn die Eltern nach der 6. Klasse im herkömmlichen Schulsystem für ihre Kinder die weiterführende Schule anwählen, dann schneide die Gesamtschule mit 883 Meldungen für 662 Plätze am Besten ab. Fast ebenso beliebt sei das Gymnasium (603 Anmeldungen für 538 Plätze), der Regelfall der 37 Stufenzentren sei vergleichsweise weniger begehrt. Die Schulzentren sollen ihr inhaltliches Profil deutlicher machen, die Sek-1-Zentren sich zur „Ganztagsschule“ fortentwickeln. Geld dafür gibt es nicht, es könnte aber versucht werden, bestehende Betreuungsangebote und die geplanten „Web-Points“ – Computerangebote für Jugendliche im Stadtteil – in die schulischen Arbeitsgruppen und Angebote für Freizeitgestaltung einzubeziehen, sagt Hövelmann.
Am „Alten Gymnasium“ (AG) wird das Modell „Abi in 8 Jahren“, das die SPD vor zwei Jahren strikt abgelehnt hatte, nun erlaubt; dazu gehören in dem Konzept die Klassen 5 und 6, weil nach Ansicht der Schule an den Brüchen in einem gegliederten Schulsystem viel Zeit verloren geht. Ab der 6. Klasse wird es als AG als zweite Fremdsprache Latein geben – und somit erstmals in Bremen wieder ein volles durchgängiges Gymnasium.
Auch in Bremen-Nord und in Findorff soll „leistungsbereiten“ SchülerInnen eine verkürzte Schulzeit zum Abitur angeboten werden, anm Sek-2 der Alwin Lonke -Straße und an den Sek-1-Schulzentren Lerchenstraße und Findorff.
Dass die SPD viel verspricht, ohne Geld dafür ausgeben zu wollen , ist „unseriös“, findet Klaus Bürger von der CDU. Inhaltlich zementiere das Papier nur alte SPD-Positionen. Der Grüne Dieter Mützelburg findet die Reformschritte im Wesentlichen unterstützenswert, aber „woher das Geld dafür kommen soll, steht in den Sternen“.
K.W.
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