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Rhododendron-Freunde in der Spaßgesellschaft?

■ Tauziehen um Konzept des Rhododendron-Parks geht weiter / Verein der alten Freunde will „Konzept der Besonnenheit“ / Geld gibt es nur für Tourismus-Magneten

„Wir sind kein Teil der Spaßgesellschaft.“ Das ist ein beinahe verzweifeltes Bekenntnis der „Freunde des Rhododendronparks“. Dieser Verein hatte schon im Hintergrund die Fäden gezogen bei den Stadtteil-Protesten gegen die Pläne, aus dem beschaulichen Rhododendronpark einen Tourismus-Magneten unter dem Stichwort „Rhodarium“ zu machen. Aus dem großen „Rhodarium“ ist das kleinere und vor allem preiswertere Projekt „Botanica“ geworden.

Aber auch das ist den Freunden vom „Verein der Freunde des Rhododendronparks e.V.“ noch zu kommerziell. „Konzept der Besonnenheit“ nennt der Landschaftsarchitekt Kurt Reschke seine Alternative: Der Rhododendronpark soll eine Stätte der Ruhe und Besinnung bleiben und keine „Vergnügungsstätte“ werden. Die Schauhäuser, die zum Teil mit gestiftetem Geld gebaut wurden, sollen erhalten und „Zug um Zug“ erweitert werden. Insbesondere soll durch eine „Parkleitung, die höchsten Ansprüchen auch im internationalen Maßstab gerecht wird“, der Park eine Augenweide für den Rhododendron-kundigen Artenfreund bleiben. „Die Organisationsform darf nicht in modischer Weise zur privatwirtschatlichen Lösung“ werden. „Fast 7.000 Rhododendren-Wildarten und -Züchtungen, zum Teil einmalige Schätze, drohen verloren zu gehen.“ Hinter dem Verein stehen eine Reihe alter Freunde des Parks, unter ihnen auch der frühere renommierte Parkdirektor Dr. Heft. Für sie ist der Park ein Kulturgut wie ein Musum und sollte daher auch weiterhin staatlich gepflegt werden. Etwa 4,2 Millionen Mark gibt Bremen derzeit jährlich aus.

Und das ist viel zu wenig, hat die Deutsche Rhododendron-Gesellschaft, die ihren Sitz in Bremen hat, festgestellt. Denn es wurde viel zu wenig für den Erhalt des Parks investiert. Am Anfang der Planspiele für das große Rhodarium stand die Feststellung, dass die Pflanzen durch den maroden Zustand einiger Gewächshäuser bedroht sind. Daher stimmt die Deutsche Rhododendrengesellschaft – ihr „Präsident“ ist der Bremer Gerichtspräsident Berndt-Adold Crome – dem Konzept „Botanica“ auch zu: Nur auf diesem Wege ist Geld zu holen: Aus dem ISP-Topf gibt es nichts für Pflanzenpflege, alles aber für Touristen-Pflege. Die Rhododendron-Gesellschaft will „mitwirken“ bei den neuen Planungen und „sicherstellen“, dass aus dem Rhododendron-Park kein „Event-Park“ wird.

Dann würde das Projekt möglicherweise auch von anderen Seite gekippt: Bisher rechnet Bremen mit fünf Millionen Mark Zuschuss vom Bundesamt für Naturschutz. Am Mittwoch war dessen Leiter in Bremen, um sich selbst ein Bild zu machen, wie weit das neue Konzept noch Naturschutz-Mittel verdient.

Entscheidend ist derzeit aber der Druck von der kommerziellen Seite: Der private Betreiber, der das Rhodarium betrieben hätte und von den erwarteten Besucherströmen seine Kosten meinte decken zu können, ist bei „Botanica“ skeptisch. Was den alten Freunden des Rhododendronparks schon zuviel Spaßgesellschaft ist, verspricht den privaten Edutainment-Machern zu wenig Geld in der Kasse. K.W.

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