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Prediger erschossen

Mord an Türken hat womöglich religiösen Hintergrund. Kurz vor seinem Tod trat er im Offenen Kanal auf

Der Mord an einem Türken in Charlottenburg am Neujahrstag hat möglicherweise einen politischen oder religiösen Hintergrund. Der Staatsschutz hat die Ermittlungen aufgenommen.

Der 43-jährige Murat Fidan war am Montagnachmittag in seiner Wohnung mit einem Kopfschuss getötet worden, nachdem er die Tür geöffnet hatte. Der Vater zweier Kinder war schiitischer Alevit. Das ist eine kleine Gruppe von Aleviten, die streng muslimisch und sehr traditionell leben. Sie nennen sich Ehl-I-Beyt. Ihr Vorbild ist der Iran. Die schiitischen Aleviten sind in der Türkei eine Minderheit – wie viele von ihnen in Berlin leben, ist nicht bekannt. In der Neuköllner Friedelstraße unterhalten sie eine Moschee.

Fidan trat am 26. Dezember im Offenen Kanal in einer Sendung auf, die sich mit der schiitischen Religion befasste. Diese Sendung gibt es nach Angaben von Jürgen Linke, Leiter des Offenen Kanals, seit „vielen Jahren“. Es habe mit den Sendeverantwortlichen nie Probleme gegeben. Über Inhalte konnte Linke jedoch nichts sagen.

Nach Angaben von Metin Kücük, Vorsitzender des Kulturzentrum Anatolischer Aleviten, habe die Sendung „Propaganda“ beinhaltet, aber „kein radikales Programm“. Die Kassette der letzten Sendung ist inzwischen von der Staatsanwaltschaft beschlagnahmt worden. Nach Information der türkischen Zeitung Hürriyet soll der Mann erpresst worden sein. Er habe gegenüber Geistlichen der Moschee geäußert, dass er sich bedroht fühle. Auch habe er zu Hause anonyme Anrufe bekommen. NAU

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