piwik no script img

Wie unser Internet schöner wird

„Geschirr spülen“, und „mal wieder Sex“: Gute Vorsätze sind leicht gefasst und noch schneller vergessen. Das ist schade. Mit den folgenden 50 guten Vorsätzen könnten wir alle in diesem Jahr endlich ganz manierliche Netzbürger werden

von KATHRIN PASSIGund IRA STRÜBEL

1. Ich werde Backups meiner Daten machen und sie an unterschiedlichen Orten ablegen.

2. Ich will dieses Jahr ein Gespräch im Netz auch mal anders beginnen als mit „Alter, Geschlecht, Wohnort?“. Vielleicht sage ich sogar „guten Tag“.

3. Ich werde die Begriffe „SMS“ und „Mail“ schön sauber auseinander halten.

4. Folgende Ausdrücke will ich vermeiden: „Surfen“, „Onlinegemeinde“, „Internet-Kids“, „Flanieren in den Datennetzen“, „E-Mail-Addi“ und „das sogenannte Internet“.

5. Nie wieder will ich online bestellen und meine Kreditkartennummer aus Sicherheitsgründen faxen.

6. Ich werde mein Chat-Alias von „Fickstute“ in „Georg“ ändern. Zumindest werktags.

7. Ich will nicht „Web“ sagen, wenn ich das Internet meine und umgekehrt.

8. Ich werde beim Chatten keine Adorno-Zitate mehr versehentlich aus der Zwischenablage rutschen lassen.

9. Auch wenn meine Homepage noch so privat ist, werde ich keine Bilder von mir und Wauzi darauf ausstellen, neben denen „Ich und Wauzi“ steht.

10. Ich will aufhören, Fotos meiner Kollegen im Brigitte Love Channel und bei friendscout24 zu veröffentlichen.

11. Ich werde mir zu Herzen nehmen, dass „Ich bin jetzt auch im Internet“ kein wirklich ausreichender Inhalt für eine Website ist.

12. Ich will auf Gedeih und Verderb Witze mit „ich bin drin“ vermeiden.

13. Ich werde beim Chatten nicht auf Umlaute verzichten, nur damit man mich für einen ganz alten Hasen hält.

14. Ich will nicht länger meine Verwandten mit Schnäppchenjägertipps aus dem Web nerven, noch will ich meinen Bekannten ungefragt Stromsparnewsletter und Telefontariftabellen forwarden.

15. Ich werde mich nimmermehr mit dem Linux-Pinguin schmücken, wenn mein Rechner nur Windows 98 fährt.

16. Ich schicke niemandem, auch nicht lieben Kollegen, ungefragt Dateien über 500 KB.

17. In diesem Jahr werde ich die Anzahl meiner Newsgroup- und Mailinglistenbeiträge mit Inhalten wie „ja, genau!“ oder „hihihiii“ halbieren.

18. AOL ist nicht das Internet. AOL ist nicht das Internet. AOL ist nicht das Internet.

19. Ich werde mich nicht mehr über Werbebanner ereifern, die eine Windows-Benutzeroberfläche nachahmen, sondern sie souverän erkennen und geflissentlich ignorieren.

20. Ich will fürderhin Virenwarnungen auf den dafür vorgesehenen Seiten bei www.hoax-info.de überprüfen, ehe ich sie an mein gesamtes Adressbuch weiterleite.

21. Ich werde demütig und verständnisvoll nicken, wenn meine computerversierte Freundin sich weigert, mir zum einhundertsten Mal zu erklären, wie Windows/das Internet/Word funktioniert. Anschließend werde ich mir mein Wissen einfach selbst erarbeiten und es auch zu behalten versuchen.

22. Ich werde Backups meiner Daten machen und sie an unterschiedlichen Orten ablegen.

23. Ich werde aufhören, Zeitschriften zu kaufen, die Einsteiger-Tutorials für Windows/das Internet/Word anbieten. Ich werde einfach einsteigen.

24. Ich werde meinen akademischen Abschluss zurückgeben, wenn ich es in diesem Jahr nicht schaffe, meinen Browser selbst zu konfigurieren.

25. Nie wieder werde ich mir ein Internetadressbuch auf Papier kaufen.

26. Ich werde Freunden nicht mehr mit Warnungen vor scientologischen Missionaren im Internet auf den Keks gehen.

27. Ich werde mich nicht über Leute lustig machen, die sich im Netz verliebt haben. Wenn doch, tu ich das heimlich und hinter deren Rücken.

28. Ich will die Adressen für meinen Bierbörsennewsletter (Partyveranstalternewsletter, Kulturzentrumnewsletter) nicht länger von anderen Mailinglisten stehlen, denn wahrlich, das belästigt die Adressaten.

29. Freunde, die immer noch „Maus-Garagen“, „Mauswär- mer“ und „E-Mail-Öffner“ verschenken, werde ich verstoßen.

30. Ich will meine Passwörter nicht mehr auf Postits notieren und an den Monitor kleben. Dieses Jahr schreibe ich sie direkt auf den Monitor.

31. Auf keinen Fall werde ich meine Website „Susi's World“, „Planet Dieter“ oder „Paule's Universum“ nennen.

32. Ich werde Backups meiner Daten machen und sie an unterschiedlichen Orten ablegen.

33. Den Satz „Ich habe eben ein Sozialleben“ werde ich nicht länger als Entschuldigung dafür missbrauchen, dass ich versäumt habe, mich mit dem Internet auseinander zu setzen.

34. Ich will nicht mehr „Will jemand chatten?“ rufen, während ich mich in einem Chat aufhalte.

35. Ich will lernen, was die BCC-Funktion meines Mailclients ist, und ich will sie auch benutzen.

36. Ich will die Mitarbeiter von Support-Hotlines nicht vor Wut schäumend bis ins siebte Glied verfluchen, nur weil sie noch weniger Ahnung haben als ich. Na ja . . . doch, das will ich!

37. Ich werde nicht immer und überall Emoticons benutzen, insbesondere nicht in Texten, für die ich bezahlt werde :-)

38. Ich werde den Gebrauch von „@“ in meiner Umgebung nur noch als Adressbestandteil, nicht aber als Teil von Wörtern wie „pl@net“ dulden.

39. Drei Themen werde ich um jeden Preis vermeiden: „Wired enthält ja inzwischen unerträglich viel Werbung“, „Eigentlich muss es ‚der URL‘ heißen und nicht ‚die URL‘ “ und „Dieses WAP braucht doch kein Mensch.“

40. Ich werde diese Liste nicht von den Webseiten der taz kopieren und in alle Welt verschicken – die URL reicht.

41. Ich will mir eine vernünftige E-Mail-Adresse zulegen, die sich nicht lediglich durch eine Zahl oder einen Unterstrich von tausend anderen unterscheidet.

42. Diese E-Mail-Adresse will ich auswendig lernen, um nie mehr „Ich ruf dich an und geb sie dir durch“ sagen zu müssen.

43. Ich werde davon absehen, den Untergang des Abendlandes durch E-Books zu prophezeien.

44. Eines Nachts werde ich alle meine AOL-30-Tage-kostenlos-CDs in einem geeigneten Baucontainer entsorgen.

45. Ich werde Backups meiner Daten machen und sie an unterschiedlichen Orten ablegen.

46. Ein Satzzeichen reicht!!!

47. Ich werde meine Umwelt nicht mit Monologen über neu gekaufte Hardware langweilen.

48. Ich will nicht hämisch über Menschen lachen, die Aktien gekauft haben, sondern stets daran denken, dass nur bittere Armut mich davor bewahrt hat, es ihnen gleichzutun.

49. Ich werde der taz endlich auch mal Geld dafür überweisen, dass ich jeden Tag die Online-Ausgabe lese.

50. Ich will meine Dateien regelmäßig zwischenspeic

ira@textmaschine.de^B^A

kathrin@kulturindustrie.com

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen