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Diepgen bekennt sich zur Rinds-Roulade

■ CDU-Neujahrsempfang : Bernd Neumann formuliert das Klassenziel. Er will Bremens Nummer eins sein

Beim CDU-Neujahrsempfang war das Park-Hotel dieses Wochenende wie immer brechend voll. Die CDU-Basis und die Funktionäre haben sich in Schale geschmissen, ein gesellschaftliches Ereignis. Offenbar wollen alle mit ihrer Nobelkarosse beim Portal des feinen Hotels vorfahren, und das endet wie jedes Jahr im totalen Verkehrschaos. Die Veranstaltung kann nicht wie geplant um 18 Uhr beginnen, auch das ist jedes Jahr so. Verkehrspolitisch betrachtet wäre der Neujahrsempfang alle Jahre wieder ein demonstratives Waterloo für die CDU-Verkehrspolitik. Kohl ist einer von dieser CDU-Gesellschaft, auch in diesem Jahr. Landesvorsitzender Bernd Neumann erinnert an den brechend vollen Saal im vergangenen Jahr.

Bernd Neumann, dem Landesvorsitzenden, hatten schon mehr zugehört. Das CDU-Klientel wartet auf ein authentisches Wort zu dem Thema Schwarz-Grün, von dem in der Zeitung zu lesen war. Neumann weiß das und lässt sich nicht lumpen.

In Berlin habe die CDU genauso viele Stimmen bekommen wie in Bremen und könne dennoch den ersten Bürgermeister stellen, sagt er. Immer nur der zweite sein? „Ich möchte mich damit nicht begnügen“, ruft er. Wie in Berlin „den ersten Mann“ zu stellen, „das muss unser Ziel sein“ und das müsse man auch sagen. Er sei „zufrieden“ mit Henning Scherf, „der setzt CDU-Politik durch in seiner Partei“. Aber Scherf sei eben nicht die SPD. Schwarz-grün, „das sind langfristig alles Optionen, über die nachgedacht werden muss“, ruft er in den Saal. Er wolle „die SPD in der Opposition sehen“. Nach Neumann redet Hartmut Perschau, der CDU-Spitzenmann. „Wir brauchen noch eine lange Zeit, bis wir Bremen auf die sichere Seite gebracht haben“, sagt er. Das gehe „nur mit uns.“ Was soll das bedeuten? Mit uns in der zweiten Reihe hinter der SPD? Zu dem Wahlziel, das ihm gerade vor die Nase gesetzt worden war, sagt Perschau keinen Ton. Kein Wort zu den Chancen, dass mit einem anderen Koalitionspartner auch in Bremen einmal einer von der CDU „erster Mann“ werden könnte. Perschau will die große Koalition fortsetzen, „lange Zeit“, aber das hören nur die Parteifunktionäre als eigentliche Botschaft seines Satzes heraus, die seine Meinung vorher kannten.

Als der diesjährige Ehrengast, der Regierende Bürgermeister von Berlin, Eberhard Diepgen, redet, betreibt das Publikum im Saal schon Smalltalk. Drei Reden an einem Abend, das ist eine zu viel. Was Diepgen sagen will, wird auch nicht deutlich. Beim Treffen der konservativen Volksparteien Europas in Berlin habe es „standing ovations“ für Kohl gegeben, erzählt Diepgen. Ziele müsse man vor Augen haben, nicht in der Politik von Tag zu Tag die Stimmung peilen.

Diepgen wettert auch gegen die rot-grüne Bundesregierung und die Gesundheitsreform. Als er seine Kritik am Zeitgeist mit dem Bekenntnis zum Höhepunkt führt, er werde auch am Tag vor der Grünen Woche im Jahre 2001 wieder Rinds-Roulade essen, gibt es nur sehr verhaltenen Beifall. K.W.

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