: Geld sinnvoll einsetzen
Die GLS Gemeinschaftsbank geht seit Jahren unkonventionelle Wege. Wer hier seinGeld anlegt, will weniger eine hohe Rendite, als vielmehr wissen, was damit geschieht
Normalerweise haben Banken nichts zu verschenken. Das gilt auch für die GLS Gemeinschaftsbank, obwohl GLS für „Gemeinschaftsbank für Leihen und Schenken“ steht. Viel mit herkömmlichen Banken hat sie trotzdem nicht gemein. Während andere Banken in erster Linie gewinnorientiert arbeiten, stehen bei der GLS der gemeinschaftliche Nutzen und die Transparenz im Geldgeschäft im Vordergrund. Wer hier Geld anlegt, will damit nicht unbedingt hohe Zinsen erzielen, sondern sicher sein, dass es sinnvoll eingesetzt wird.
Gegründet wurde die GLS Gemeinschaftsbank eG 1974 in Bochum von Wilhelm Ernst Barkhoff, der kein Banker, sondern Jurist und Anthroposoph war. Bis heute ist die Bank denn auch mehr den Menschen in der Gemeinschaft und ihren alternativen Projekten als dem eigenen Gewinn verpflichtet.
Über 11.000 Genossenschaftsmitglieder haben Genossenschaftsanteile im Wert von 15,3 Millionen Mark gezeichnet, für die sie keine Dividende erhalten. Die Gemeinschaftsbank versteht sich als genossenschaftliche Selbsthilfeeinrichtung ihrer Mitglieder und Kunden. Das Besondere: GLS ist eher Geldvermittler als Geldverleiher. Leute, die Geld haben und wollen, dass es sinnvoll genutzt wird, leihen es der Bank als zentraler Vereinigung. Die Bank wiederum verleiht es an Leute, die Geld für gemeinnützige Projekte brauchen. Das Selbstverständnis der GLS als Non-Profit-Bank kommt u. a. darin zum Ausdruck, dass gemeinnützigen Kreditnehmern statt Zinsen lediglich kostendeckende Kreditumlagen berechnet werden. Dass die Anleger auf hohe Zinsen verzichten, kommt so direkt den Kreditnehmern zugute.
Weil die GLS Bank, anders als andere Banken, ihre Geschäfte transparent macht, weiß der Anleger, was mit seinem Geld geschieht und kann sogar selbst bestimmen, welche Projekte er unterstützen möchte. Neben einem ausführlichen Jahresbericht werden vierteljährlich die aktuellen Kreditvergaben veröffentlicht.
Unterstützt werden vor allem Arbeitslosenprojekte, Naturkostläden, ökologisch bewirtschaftete Bauernhöfe, heilpädagogische und sozialtherapeutische Initiativen, freie Schulen und Kindergärten oder gemeinschaftliche Wohnprojekte. Derzeit sind es insgesamt 1.100 Projekte.
Da die GLS Gemeinschaftsbank eng mit der Gemeinnützigen Treuhandstelle e. V., einer stiftungsähnlichen Einrichtung, und der GLS Beteiligungsaktiengesellschaft zusammenarbeitet, kann sie dem Kunden aus einer Hand unterschiedliche Leistungen anbieten: Neben den klassischen Bankangeboten reicht die Palette dabei von der Vermögensberatung über Beteiligungsfinanzierung bis zur Gestaltung von Schenkungen und Testamenten. Einige der von der GLS finanzierten Initiativen machten bundesweit Furore: Die Gemeinde Schönau im Schwarzwald beispielsweise hat mit einem Anschub der Gemeinschaftsbank ihre Stromversorgung aus regenerativen Energiequellen selbst organisieren können und machte sich als „Stromrebelle“ vom Atom unabhängig. Zusammen mit dem Land Brandenburg wurde der „GLS-Fonds für Neue Arbeit“ aufgelegt. Jungen Menschen, denen sonst die Arbeitslosigkeit droht oder die bereits arbeitslos sind, werden aus diesem Fonds Kredite in Höhe von bis zu 12.000 Mark zur Verfügung gestellt. Die GLS betreut außerdem fünf Fonds für erneuerbare Energien mit einem Gesamtvolumen von 17,4 Millionen Mark.
KATHARINA JABRANE
Info: www.gemeinschaftsbank.de,GLS Gemeinschaftsbank, Telefon (02 34) 57 97-0, Fax -1 33
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