: interview
„Keine Kriegsgefahr“
taz: Herr Vassiliou, Sie sind Europa-Beauftragter der griechisch dominierten Republik Zypern. Der Chef der Zyperntürken, Rauf Denktasch, befürchtet für den Fall eines EU-Beitritts einen Krieg. Hat er Recht?
Georgios Vassiliou: Ich glaube, nicht einmal Denktasch glaubt, was er da sagt. Es gibt nicht die geringste Gefahr für einen Krieg.
Europäische Politiker befürchten, bei einer EU-Aufnahme Zyperns auch den Zypern-Konflikt gleich mit zu importieren.
Zypern muss auch dann aufgenommen werden, wenn es keine Lösung gibt. Eine EU-Mitgliedschaft würde die Chancen für eine Konfliktlösung erhöhen.
Hat Zypern ein Recht auf die EU-Mitgliedschaft?
Zypern hat ein Recht, seitdem unser Antrag auf Mitgliedschaft akzeptiert worden ist. Sobald es möglich ist, sollten wir der EU beitreten. Ich glaube, dass wir bis zur ersten Runde bereit sind. Bis Ende 2001 werden wir den Beitrittsprozess beendet haben. Der Rest des Harmonisierungsprozesses wird bis zum 1. Januar 2003 unter Dach und Fach sein.
Sollte Zypern zypriotischer und weniger griechisch werden?
Wenn es Leute gibt, die glauben, dass Zypern griechisch und sonst nichts ist, dann haben sie Unrecht. Denn Zypern ist die gemeinsame Heimat von griechischen und türkischen Zyprioten. Das gibt uns nicht das Recht, Zypern griechisch zu nennen.
Können Sie sich einen Vizepräsidenten Denktasch in einem gemeinsamen Bundesstaat vorstellen?
Natürlich. Wir haben es ihm vorgeschlagen, aber er wollte nicht. Er will Präsident sein.
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