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Kleiner Unterschied im Rahmen

Studentinnen treiben die Gleichstellung von Frauen mit Plakaten voran, die vor 20 Jahren provokant gewesen sein könnten  ■ Von Michaela Soyer

Zwischen Plüschfiguren von Bart Simpson und Miss Piggy hängen in der Cinemaxx-Eingangshalle 40 Plakate zum Thema Gleichstellung. Studentinnen des Instituts für Grafik und Design Hamburg haben versucht, das angestaubte Thema flott und jung umzusetzten. Die drei originellsten Plakate wurden von Krista Sager prämiert.

Am besten hat der grünen Gleichstellungssenatorin das Motiv „Traumberuf Bundeskanzlerin“ gefallen: „Weil Frauen auch den Mut haben sollen, in Männerberufe zu gehen.“ Das Plakat wird ab dem 27. Februar in Hamburg dafür werben, dass Mädchen und Jungen „auch einmal aus dem Rahmen fallen dürfen in ihrer Berufswahl“. Dessen Designerin Nicola Laudan sieht aus wie Britney Spears und dementiert deshalb jegliche politische Ambitionen glaubhaft: „Bundeskanzlerin“, meint sie und setzt ihr schönstes Perlweißlächeln auf, „ist nicht so mein Ding, ich habe andere Qualitäten“.

Das zweitplazierte Bild zeigt eine US-amerikanische Fußball-Nationalspielerin. So richtig männlich hat sie sich das durchgeschwitzte Trikot vom Leib gerissen und kniet in Siegerpose auf dem Rasen. Zum Glück trägt sie noch einen blauen Sport-BH. „Power, Mut und Erfolg soll das Plakat ausstrahlen“, erklärt Urheberin Claudia Scheidt. Die Studentin findet, dass „das Thema schwierig zu bearbeiten war, weil Männer und Frauen schon ziemlich gleichberechtigt sind“.

Das soll sich noch verstärken, denn das 21. Jahrhundert sei „das Jahrhundert der Frauen“, glaubt Alexandra Mathis. Auf ihrem drittplazierten Entwurf lässt der überdimensionierte Kopf einer Frau Albert Einstein zum Zwerg werden. Was kann der arme Einstein dafür, dass er die Relativitätstheorie entwickelt hat?

Das Plakat von Andrea Hölting wird deutlicher: „Männer den kleinen Unterschied werden wir euch lassen“, steht darauf und eine Frau stiert mit vielsagendem Blick in die Hose des Mannes. Die Studentin selbst wirkt so als ob sie ihrem Liebsten die Pantoffeln hinterher trägt. Das Plakat ist Gewinner des Cinemaxx-Publikumspreises. Was vor 20 Jahren provokant gewesen sein mag, kommt immer noch an beim jungen Kinopublikum, das drei Tage lang politisch korrekt über die Entwürfe abstimmen durfte. Krista Sager schmunzelt: „Arme Männer, jetzt müssen wir euch vor Diskriminierung schützen.“

Aber es gibt ja noch Hoffnung für die Männerwelt. So schnell wird keine Frau Bundeskanzlerin, Frauenfußball ist, freundlich ausgedrückt, weiterhin eine Randsportart, und chice Designstudentinnen entwerfen Frauenbilder, die eben nicht aus dem Rahmen fallen.

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