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Keine ernsthafte Alternative

■ In Hohenfelde regt sich Widerstand gegen die vom Senat geplante Drogenambulanz

Bürgermeister Ortwin Runde (SPD) wird in diesen Tagen so viel Post bekommen wie selten zuvor. In seinem Briefkasten könnten an die 10.000 Postkarten landen – alle des selben Inhaltes: BewohnerInnen des Stadtteils Hohenfelde fordern den Regierungschef auf, in der Lübecker Strasse keine Heroinambulanz einzurichten.

Die Postkartenaktion hat die „Arbeitsgemeinschaft keine Drogenambulanz in Hohenfelde“ initiiert. Die diskutierte zudem gestern abend mit SchülerInnen und Eltern des St. Ansgar-Privatgymnasiums über weitere Schritte gegen die Senatspläne. Spätestens im Laufe dieser Woche, kündigte Elternrat Ulrich Rathmann an, „ist der Großteil der Bevölkerung wach“.

Im Juli soll die Ambulanz eröffnen, in der während eines Modellversuches Junkies ärztlich kontrolliert Heroin bekommen. Eines der Ziele dabei ist, sie aus der Drogenszene herauszulösen. Die BewohnerInnen von Hohenfelde aber hegen die Befürchtung, dass im Gegenteil diese PatientInnen die Szene mit in ihren Stadtteil bringen. „Der Stadtteil wird wie das Schanzenviertel kippen“, sagt Rathmann.

Peter Lindlahr aus dem Drogenreferat der Gesundheitsbehörde räumt ein, dass die Vorbehalte der AnwohnerInnen nicht einfach von der Hand zu weisen seien: „Man muss die Entwicklung steuern, aber man kann sie auch steuern.“ Die Bevölkerung begehre stets dagegen auf, wenn irgendwo ein Drogenprojekt eröffnet werden soll. Auch gegen die Fixerstube im „Café Drei“ in Eimsbüttel hätten AnwohnerInnen zunächst protes-tiert. Durch intensive Aufklärung vor allem an den Schulen sei das Drogenprojekt inzwischen aber akzeptiert. Deshalb wird die Behörde nun auch in Hohenfelde verstärkt das Gespräch mit SchülerInnen, Eltern, AnwohnerInnen und Geschäftsleuten suchen.

Klar sei jedoch, sagt Lindlahr, dass die Ambulanz im Innenstadtbereich liegen müsse. Und zur Lübecker Straße gebe es „keine ernsthafte Alternative“.

Elke Spanner

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