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Zwei von drei Grünen sagen Ja

■ Krista Sager mit Zweidrittelmehrheit erneut Spitzenkandidatin der GAL

Die GAL ist doch noch für Überraschungen gut: Völlig unerwartet musste sich Krista Sager einer Kampfkandidatur um den ersten Platz auf der Liste für die Bürgerschaftswahl am 23. September stellen. Jo Müller, altgedienter Querdenker vom Realo-Flügel, trat gegen sie an und sorgte dadurch für erhebliche Irritationen auf der grünen Mitgliederversammlung (MV) gestern im Bürgerhaus Wilhelmsburg. Dennoch wurde die zweite Bürgermeisterin erneut zur Spitzenkandidatin gewählt – mit nur 114 Stimmen. Ein Resultat, das weit hinter den Prognosen politischer Beobachter zurückblieb. Immerhin 59 der 178 gültigen Stimmen entfielen auf Herausforderer Müller.

Auf den folgenden Plätzen wurden bis Redaktionsschluss Umweltsenator Alexander Porschke, Fraktionschefin Antje Möller und Stadtentwicklungssenator Willfried Maier gewählt – jeweils ohne GegenkandidatIn.

In ihrer Vorstellungsrede hatte Sager sich ausführlich an dem abgearbeitet, was sie für grüne Erfolge in der Koalition mit der SPD hält. Drogenpolitik, Messe-Erweiterung, Hochschulgesetz, Hamburger Ehe – all das buchte sie als grüne Verdienste ab. Probleme räumte Sager lediglich in der Flüchtlingspolitik und wegen der Zerstörung des Mühlenberger Lochs ein. Ihr Fazit nach dreieinhalb Regierungsjahren: „Wir sind nicht in erster Linie eine Verhinderungspartei.“

Müller hingegen hatte „das mangelnde Profil der Grünen“ kritisiert: „Die GAL ist in dieser Koalition Teil der SPD-Politik geworden. Das lehne ich ab.“ Freundlicher Beifall und anschließend ein knappes Drittel der Stimmen lohnten Müller dessen Nachweis „innergalischer Demokratie“.

Die grüne Rest-Linke, die seit dem Auszug des Regenbogen vor zwei Jahren arg dezimiert ist, gab sich mit vorderen Plätzen für ihre beiden prominentesten VertreterInnen zwangsläufig zufrieden. Die Ränge 2 und 3 für Porschke und Möller waren nach den Absprachen im Vorfeld – die von allen Seiten vehement abgestritten werden – ebenso Selbstgänger wie der vierte Platz für den Sager-Vertrauten Maier. Die Abstimmungen zeigen jedoch deutlich die Kräfteverteilung in der GAL. Während Realo Maier sich über das bis dahin mit Abstand beste Ergebnis von 171 Ja-Voten freuen durfte, mussten Porschke und Möller mit jeweils 147 Ja-Stimmen deutlich geringere Zustimmungen akzeptieren – Ergebnisse allerdings, über die Krista Sager richtig froh gewesen wäre.

Die Mitgliederversammlung dauerte bis in den späten Abend an und soll am heutigen Sonnabend ganztägig fortgesetzt werden.

Peter Ahrens/Sven-Michael Veit

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