: Dunkles aufhellen
■ Innenbehörde findet Hamburgs Polizei hervorragend. CDU prophezeit Kollaps
Der wahlkampfmäßige Schlagabtausch zum Thema Innere Sicherheit ist in vollem Gange. Die Innenbehörde legte gestern den Polizeibericht 2000 vor. Der Hochglanzdruck soll verdeutlichen, so Staatsrat Wolfgang Prill (SPD), „dass die Hamburger Polizei zu den modernsten Großstadtpolizeien gehört und eine hervorragende Arbeit macht“. Indes glaubt CDU-Wahlkampf-Sicherheitsberater Roger Kusch, geheime Pläne aufgedeckt zu haben, wonach erneut mehr als 300 Stellen bei der Polizei gestrichen werden sollen.
Für Innenbehördensprecher Christoph Holstein sind die genannten Pläne alles andere als geheim. Nach einer Personalerhebung bis zum Jahr 2006 werde es in der Tat einen Stellenabbau durch Straffung und Neuorganisation im Apparat geben. Die eingesparten Mittel würden der Polizei für andere Aufgaben zur Verfügung stehen.
Im Zuge der entflammten Diskussion um die Bundeskriminalstatistik, nach der Hamburg die höchs-te Verbrechensrate habe (taz berichtete), verwahren sich Prill und Polizeipräsident Justus Woydt gegen verzerrende Vergleiche. So habe es allein bei Kreditbetrug einen dramatischen Anstieg von 4500 Delikten auf über 15.000 gegeben, die nicht in Hamburg begangen, aber hier registriert wurden, weil sich die Kreditinstitute in der Metropole befinden. Auch die Präventionsprogramme gegen Ab-zocken unter Jugendlichen führten langsam zu einem anderen Anzeigeverhalten, wenngleich die Rate bei Straßenraub immer noch sehr hoch sei. „Wenn ein Dunkelfeld aufgehellt wird“, sagt Woydt, „ist das zwar schlecht für die Statistik, aber ein positives Ergebnis für die Verbrechensbekämpfung.“ Kusch glaubt unverdrossen weiter, dass die Polizei vor dem Kollaps stehe: „Die Polizei in Hamburg ist nicht mehr arbeitsfähig.“ kva
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen