Snack op Platt: He lüggt!
■ Das Geheimnis der Nachtsendung oder: Ein niederdeutscher Nachruf auf den Radio-Bremen-Moderator Christian Günther
Kennt ji de ole un jümmers noch aktuelle Story vun de grote Hobenrundfohrt in Hamborg? Wenn dat Snattermuul in sien Mikro de Quiddjes an Bord vertellen deit, wat dat allens so to sehn gifft? Un wenn se denn bi de Warft vun Blohm & Voss vörbikoomt, denn röppt de Arbeiters vun baben daal „He lüggt!“.
Dat ole Speel is jümmers nee. Unverdrossen verkloort he sien Passageeren: Dat sünd mien Frünn, de Warftarbeiters. De seggt joo „He lücht!“ Das ist Plattdeutsch und heißt „Er leuchtet (euch)“. De armen Quiddjes köönt jo den phonetischen Ünnerscheed twüschen „gg“ un „ch“ nich hören.
Dat fallt mi jüst in, wo ik wedder mol hier sitt, 'n beten nadenksch, 'n beten Radio hören, op Radio Bremen 3. De hefft üm düsse Tied Musik, de 'n anhören kann. Un denn hör ik wedder düsse Stimm vun den Moderator. Düsse Stimm! Also – wenn ik 'n jung Deern weer, denn much ik 'n Kind vun em hebben! So'n Stimm is di dat. Christian Günther.
Woso mi dat mit „He lüggt!“ to den Nomen infullen is? Dat will 'k joo jo grod verkloogfiedeln. Sien Moderatschoon is jo würklich – naja, se dreept de Stimmung vun de Tohörers üm düsse Tied. Hett mi jümmers freit. Un denn heff ik dat mol 'n gode Fründin vertellt. Nöömt wi eer mol Esther. „Ooch!“, sää Esther, „Christian Günther? Den kenn ik good. Mit den bün ik vör Johrenden faken dör de Kneipen in't Veddel troggen, un wi hefft mannig een Spaß dorbi hat. Jo, de weer bi Radio Bremen.“
Dat harr'k in Achterkopp, as ik mol wedder 'n besünners besinnliche Weisheit in 'n Sendung vun em hören dää. Och, dach ik, dor worr ik geern 'n poor Wöör mit em över snacken. Ik rööp also bi den Sender an, keem ok dörch, dreeg de Damen in't Studio mien Anliegen vör – un wor utlacht. Wat ik mi denn inbilden dää, datt ik meen, datt so'n groten ... bi so ne alldägliche Moderatschoon worrachtig persönlich dor sien worr, meern in de Nacht. Dorbi harr he mi doch grad eerst 'n goode Nacht wünscht, över'n Aether.
Resümee: He lüggt. Wat schall ik dorvun hollen? Leevt de Keerl överhaupt noch? Siet de Tied bün ik argwöönsch, un glööv nu jümmers, wat se dor senden doot, dat sünd allens bloots Konserven. Ok de Narichten höörst jo jümmer wedder, un weetst nie nich, wat dat dat eerste mol is. De ward jo nich jeedeen mol nee vörleest.
Ik bün bang, datt nich mol uns Monika Kluth eer obligatoorsche Frequenzansaag live spreken deit. Un denn schull mi dat mol verlangen, wat so'n Nachtmoderator ok noch 'n Nachtarbeidstoslag kriegen deit för sien Sendung, de he gemütlich an' Nameddag opnahmen het.
Bani Barfoot
Unser Autor hat das Geheimnis um die Produktionszeit von Christian Günthers Abendsendung „Please Mr. DJ“ vor wenigen Wochen gelüftet und in dieser Kolumne aufgeschrieben. Jetzt ist leider ein Nachruf auf den am vergangenen Wochenende verstorbenen Moderator daraus geworden. Er hat die Kolumne noch in Manuskript-Form zu lesen bekommen.
Heute ab 19.05 Uhr sendet RB auf allen Wellen die Sondersendung „Farewell Mr. DJ“.
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