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Bremen – Hochburg der Arbeitslosigkeit

■ Die Propaganda-Zahlen des Bremer Senats stimmen nicht. Bremer Institut für Arbeitsmarkt-forschung zeigt : Bremen hat im Vergleich von zwölf Großstädten den drittletzten Platz

Der mächtige DGB mobilisiert zum 1. Mai und klagt das Versprechen von mehr Arbeitsplätzen durch Sanierungsinvestitionen ein – könnte man denken. Wer so denkt, denkt falsch. Wie soll der DGB auch die Partei, die ihn auf ihren Plakatständern die Mai-Plakate kleben ließ, frontal angehen? Die SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Helga Ziegert, im zweiten Amt DGB-Vorsitzende, wird in Bremen die Kundgebung eröffnen. In Bremen-Nord ist ein Arbeitgeber angekündigt, der drastisch Personal abbauen will – der Bürgermeister selbst. Thema der Kundgebung sind die Mitbestimmungsrechte ganz allgemein und außerhalb von Bremen.

Dabei gäbe es zu der Frage, ob das bremische Sonder-Investitionsprogramm hinreichend auf den Abbau von Arbeitslosigkeit orientiert ist, einiges zu sagen. „Zumindest in der Stadt Bremen hebt sich die Arbeitslosigkeit nicht entscheidend von denjenigen in vergleichbaren Großstädten ab“, hatte das „BAW Bremer Institut für Wirtschaftsforschung“ des Wirtschaftssenators im Januar 2001 behauptet. Die offiziösen Expertisen des BAW werden in Bremen zur Grundlage für Regierungshandeln genommen und als dankbare Quelle für frohe Botschaften genutzt. Das BAW-Institut des früheren Staatsrates Dr. Frank Haller „koordiniert“ auch für viel Geld die „Evaluation“ der Effekte des von ihm selbst einst entworfenen Sanierungsprogramms. Bremen könne keineswegs als „Hochburg der Arbeitslosigkeit in den alten Bundesländern“ bezeichnet werden, so das BAW-Institut.

Alles falsch. Nicht nur Bremerhaven, auch Bremen ist nach wie vor „Hochburg“ der Arbeitslosigkeit, hat das Bremer Institut für Arbeitsmarktforschung und Jugendberufshilfe e.V. jetzt vorgerechnet. Eine Tabelle über die Arbeitslosenquote in den zwölf westdeutschen Großstädten über 400.000 Einwohner seit dem Beginn der Sanierungs-Investitionen 1993 beweist es: 1993 lag die Stadt Bremen mit 11,4 Prozent auf Platz fünf, eine höhere Arbeitslosenquote hatten nur Dortmund (13,5 Prozent), Duisburg, Hannover und Köln. München hatte mit 5,7 Prozent die wenigsten Arbeitslosen, der Durchschnitt der Großstädte lag bei 10 Prozent. Im Jahre 2000, nach sieben Jahren Sanierungs-Sonderinvestitionen, ist Bremen mit 13,5 Prozent auf den drittletzten Platz abgerutscht. Schlechter stehen nur noch Dortmund und Duisburg (15,4 bzw. 14,5 Prozent) da. München hat sich mit einer Quote von nur 5,7 Prozent als Stadt mit der geringsten Arbeitslosen-Quote an der Spitze gehalten.

Wie kommt das BAW-Institut des Bremer Senats zu einer deutlich anderen Interpretation? Einmal berechnet es nicht den Durchschnitt der zwölf westdeutschen Großstädte, sondern bezieht Ostberlin mit ein. Im Vergleich mit Groß-Berlin (17,1 Prozent Arbeitslosigkeit) sieht Bremen natürlich besser aus. Die Ost-Berliner Lage kann man aber seriöser Weise beim Vergleich von Wirtschaftsdaten „westdeutscher“ Großstädte nicht einrechnen. „Tatsache ist, dass die Arbeitslosigkeit in der Stadt Bremen in etwa der Arbeitslosigkeit in den westdeutschen Hochburgen entspricht“, das ergibt sich für das Bremer Institut für Arbeitsmarktforschung aus den Zahlen.

Zur Relativierung der schlechten Bremer Zahlen verweist das BAW auf die „Region Bremen“: Man müsse wegen der „intensiven Pendlerbeziehungen“ die Umlandgemeinden mit deutlich geringeren Arbeitslosen-Quoten einbeziehen. Dies, so kontern die Kritiker vom Institut für Arbeitsmarktforschung, sei aber bei anderen Großstädten genauso der Fall. Wenn man es bei den anderen Städten nicht einbezieht, darf man es für eine seriöse Betrachtung bei Bremen auch nicht einrechnen. K.W.

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