: „Auslandserfahrung im Rucksack“
Nach der ARD-Studioleitung in Moskau und Paris löst Sonia Mikich im Januar Klaus Bednarz bei „Monitor“ ab
taz: Wie wird man „Monitor“-Chefin? Ruft da Fritz Pleitgen an und fragt: „Hast du nicht Lust?“
Mikich: Nein, da ruft die Chefredakteurin Marion von Haaren an und sagt, es gibt Veränderungen bei „Monitor“. Interessierst du dich für diesen Job?
Haben Sie lange nachgedacht?
Ich habe sofort zugesagt, ohne zu zögern. Es ist nicht nur journalistisch ein Traumjob. Es ist auch politisch relevant. Ich habe das Gefühl, an einer ganz wichtigen Stelle mitmischen zu können.
Klaus Bednarz schaut betroffen durch seine Brille und spricht dann mit fester Stimme. Und Ihre persönliche Note?
Ich werde auch mit fester Stimme auftreten. Ich werde versuchen, ein Störenfried zu sein, denn das finde ich einen sehr anständigen Posten. Persönliche Noten, was Äußerlichkeiten betrifft, dafür ist es noch zu früh, um etwas zu sagen.
Sie waren in Russland, leben jetzt in Paris. Wird „Monitor“ künftig Auslandsberichterstattung machen?
Es ist ein Inlandsmagazin. Aber Inland und Ausland, das ist ja nicht wie schwarz und weiß. „Monitor“ hat schon immer deutsche Verwicklungen im Ausland gezeigt. Natürlich bringe ich in meinem Rucksack Auslandserfahrung mit. Ich denke, dass ich da auch Impulse geben kann, weil ich weiß, wie Deutschland in Russland oder Frankreich wahrgenommen wird oder auch wie gesellschaftspolitische Themen anderswo diskutiert werden. Ich sehe das jetzt nicht als Überschreiten des Rubikon.
Also kein stärkeres Gewicht aufs Ausland?
Da erwarten Sie von mir, dass ich jetzt ein Programm vorlege. Aber dazu ist es noch viel zu früh. Ich möchte die Redaktion genau kennen lernen. Dann kann ich sagen, ob ich etwas verändern möchte.
Wollen Sie an der „Monitor“-Optik etwas ändern?
Ein Relaunch steht nicht oben auf meiner Liste. Ich finde es sehr viel besser, genau auszuloten, was ein Magazin wie „Monitor“ erreichen kann – dieses Spannungsverhältnis von Macht und Moral, den Konsens, den es vielfach zwischen Journalismus und Politik gibt, in Frage zu stellen.
Gibt es den?
Absolut. Ich glaube, dass sich zu viele Journalisten als Teil der politischen Elite begreifen anstatt als Kontrolleure. Ich würde mir sehr wünschen, dass „Monitor“ da weiterhin Wachhund ist und versucht, im Widerspruch zu stehen zum Anliegen von Regierungen, Parteien und von Wirtschaftsverbänden. Ich bin nicht auf Konsens aus. Und ich finde, „Monitor“ ist ein sehr guter Rahmen dafür.
Sie sind die erste Frau an der „Monitor“-Spitze. Könnte es bei der ARD auch mal eine Intendantin geben?
Bei „Panorama“ gab es Patricia Schlesinger, und in Berlin moderiert Petra Lidschreiber „Kontraste“. Selbstverständlich wird es mal eine Intendantin geben. Die Frage ist nur, bei welchem Sender.
Herr Bednarz hat „Monitor“ achtzehn Jahre geleitet. Wollen Sie auch so lange durchhalten?
Ich bin etwas unsteter. Ich habe es noch nirgendwo achtzehn Jahre lang ausgehalten. Aber lassen Sie sich überraschen.
INTERVIEW: RALF GEISSLER
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