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Kuckucksei Riverkasematten

Als Reaktion auf die umstrittene MediaNight im April gründete sich die Initiative „wemgehörtdiestadt“  ■ Von Christiane Müller-Lobeck

Als Reaktion auf die Ereignisse rund um die MediaNight im April hat sich die Initiative „wemgehörtdiestadt“ gegründet und gestern der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Beteiligten – der Golden Pudel Klub, Bewohner der Hafenstraße, Rotfloristen, die Parkplanungsgruppe Park Fiction und die Amphore – sehen in der geplanten Nutzung der Riverkasematten für Großevents eine Bedrohung des öffentlichen, von Besuchern der Gastronomie vor Ort und Anwohnern genutzen Raums.

So sind dem Käufer Klausmartin Kretschmer unter anderem Teile des seit längerem für den Antoni-Park vorgesehenen Geländes vom Senat zur Gestaltung anhand gegeben worden. Zwar soll es nach den Bauarbeiten an den Kasematten der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen. Doch auf der anderen Seite hat die Bezirksversammlung Altona erst kürzlich einem auch diese Flächen umfassenden Anwohner-Entwurf des Parks zugestimmt.

Im Dienste der „Reduzierung von Feindbildern“ auf Seiten der Aktivisten der Roten Flora – so sah es seinerzeit der SPD-Fraktionsvorsitzende Holger Christier – beschloss die Bürgerschaft am 25. April die Veräußerung des besetzten Gebäudes am Schulterblatt. Neuer Eigentümer ist seit diesem Tag Kretschmer. Zwei Tage zuvor, am 23. April, hatte Kretschmer der Stadt eine seiner Immobilien für eine Abendveranstaltung vermietet: In den an der Hafenstraße gelegenen Riverkasematten feierte der Medienkongress Hamburger Dialog – begleitet von einem massiven Polizeiaufgebot. Die Bilanz des Abends: Anwohnern wurde der Weg zu ihren Wohnungen verwehrt, die Zugänge zum Golden Pudel Klub und dem Café Amphore gesperrt, sechs Platzverweise ausgesprochen, mehrere Personen durch Schlagstöcke verletzt und zwei Protestierende festgenommen.

„Neben der Provokation, mitten im ärmsten Stadtteil Hamburgs eine teure Party polizeilich durchzusetzen“, kritisiert die Initiative „wemgehörtdiestadt“ vor allem eine Stadtentwicklungspolitik, die auf Veredelung des Viertels und Vertreibung ärmerer Bevölke-rungsschichten setzt. Der Kongress und die dazugehörige Abendveranstaltung hätten gezeigt, was vom Senat auf Dauer zu erwarten sei, wenn es darum geht, das angeschlagene Medienstadt-Image Hamburgs aufzupolieren. „Die Brutalität, mit der die MediaNight durchgeprügelt wurde, zeigt in aller Schärfe, welches Gewicht der Senat der Imagepolitik im Dienste der Unternehmen zumisst“, heißt es dazu in der gestrigen Presseerklärung der Planungsgruppe Park Fiction.

Mit einer Veranstaltung am 21. Juli auf dem Gelände rund um die Riverkasematten unter dem Titel „Die Stadt mit dem Diskurs besetzen“ soll demonstriert werden, dass der umstrittene Raum seinen bisherigen Nutzern schwerlich auf Dauer abzutrotzen ist. Neben Diskussionen um jüngste Entwicklungen in der Stadtplanung sind Filmvorführungen, eine Ausstellung, Konzerte und ein Theaterstück geplant.

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