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Internet aus der Steckdose?

■ Bremer Stromversorger hält sich zurück / In Essen können Haushalte ab 1. Juli den Computer über die Steckdose mit dem Internet verbinden und „always on“ sein

„Eine Vision wird Wirklichkeit“, verspricht der Essener Energie-Konzern RWE. „Das normale Stromnetz avanciert zum Kommunikationsmedium.“ Ob im Badezimmer, im Schrebergarten oder im Kohlenkeller – der Internet-Süchtige steckt den Computer-Stecker in die Steckdose und los geht's. „Powerline“ nennt RWE diese Technik, Powerline ist auch der Firmenname. „Die Idee ist so genial wie einfach“, freut sich die RWE und erklärt: Für die letzte Meile werden in den Ortsnetzstationen für Strom die Kommunikationssignale auf das Niederspannungsnetz gekoppelt und zu den Haushalten transportiert. Zwei Megabit pro Sekunde („up- und downstream“) ist die technische Übertragungsrate, damit ist dieses Netz 15 bis 30 mal schneller als ISDN und eignet sich zur Übertragung von Sprache, Daten und Bildern über das Stromnetz. Über einen „Hauskoppler“ werden die Daten-Informationen aus der Steckdose herausgefiltert und können dann zum Computer geleitet werden.

Und noch einen Vorteil hat Powerline Communication (PLC): Der Nutzer ist mit seinem Computer „always on“, wie das Telefon. Das Einwählen ins Internet entfällt, Kosten entstehen wie beim Strom je nach übertragener Datenmenge. Die Übertragungskosten sind dabei zu vernachlässigen gegenüber den Investitionskosten, die Powerline für die Technologie bezahlt hat und die dann pro angeschlossenem Haushalt anfallen. Das Angebot kostet daher für Privathaushalte 49 Mark im Monat, eine erhebliche Datenmenge inklusive.

RWE-Powerline hat in den letzten Monaten einen Test mit 100 Haushalten gemacht und wickelt die interne Unternehmenskommunikation darüber ab – so erfolgreich, sagt Unternehmenssprecher Andreas Preuß, dass die Firma nun den Schritt auf den Markt gehen will, zunächst in Essen und Oberhausen.

Bremer Strom-Kunden werden dagegen noch lange auf ein vergleichbares Angebot warten müssen: Der regionale Strom-Anbieter swb hat gerade sein Kommunikations-Know-how verkauft und ist sehr skeptisch gegenüber der PLC-Technologie. Es gebe noch „technische Unsicherheiten“, sagt die swb-Sprecherin. Was ist zum Beispiel, wenn der alte Eisschrank mit großem Rattern anspringt? Was ist, wenn 35 Haushalte an dem Trafo angeschlossen sind und sich die zwei Megabit teilen müssen? Dass die Firma Siemens sich aus der Technologie zurückgezogen hat, ist für die swb wie für ihre ehemalige Tochter Nordcom Anlass genug, erst einmal abzuwarten. Es gebe zudem genügend Alternativ-Techniken, von ADSL bis zur Glasfaser.

Ganz so skeptisch ist die neue Mehrheitsgesellschafterin der Nordcom, die Oldenburger EWE, allerdings nicht. In Oldenburg läuft ein erster „Feldversuch“ mit 15 Haushalten, sagt der Sprecher der EWE. Noch ist der nicht so weit, dass für die Auswertung ein Termin genannt werden könnte. „Wir nehmen uns Zeit“, sagt die EWE. Aber wenn der Versuch klappt, dann wäre die EWE auf ein ähnliches Angebot im Bremer Umland vorbereitet.

Die „begrenzte Flatrate“ wird dem neuen Produkt „Powerline“ noch keinen großen Zulauf bescheren, denn für 49 Mark im Monat kann man eine Menge surfen und wer will das schon unbedingt im Kohlenkeller tun! Aber wenn die neue Technik auch fürs Telefonieren geeignet ist, dann wird es spannend. „Im kommenden Jahr“, verspricht Powerline-Geschäftsführer Preuß, soll das Problem der Verzerrungen gelöst sein. Und dann kommen die Vertreter der „Powerline Communication Technology“ richtig ins Schwärmen: „Video on demand“, Web-TV, Web-Radio, schier alles wird möglich sein. Die Testhaushalte von RWE konnten schon über Handy oder über Internet vom Büro aus ihre Haushaltsgeräte steuern. Im „Intelligenten Haus“ der Zukunft kommen elektrische Energie und Steuerungs-Impulse über dasselbe Kabel. „Inwieweit diese Visionen schon heute Realität sind, erfahren Sie...“ – auf der Homepage www.rwe-powerline.de.K.W.

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