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Ein abgekartetes Spiel

■ Eben noch freiwillig, jetzt schon zwingend notwendig: Mit der Mensacard kann jetzt auch schmutzige Wäsche gewaschen werden / Aufruf zum „Chipkartenweitwegwurf“

Ein Leben ohne Geldautomaten – unvorstellbar. Was haben die Leute eigentlich vor 1982 gemacht, wenn sie am Samstag Geld brauchten, um noch Essbares für das Wochenende zu erwerben? Ob sie vorausgeplant haben und immer ein paar Kröten im Küchenschrank aufbewahrten? Ähnliche Fragen werden in naher Zukunft Bremer Studierende stellen, wenn sie ihre multifunktionale Chipkarte durch den Leseschlitz ihrer Wohnheim-Waschmaschine ziehen. Wie das wohl früher war? War das nicht nervig, dass Münzen nicht gleichzeitig als Türöffner, Versicherungskarte, Studiausweis, Bahnticket und Personalausweis dienten?

Halt zurück, so schlimm ist es noch nicht. Bisher gibt es an der Uni nur eine Mensacard, deren Erwerb nach Auskunft des Studentenwerks freiwillig ist. An zumindest einer Kasse kann noch bar gezahlt werden und es wollen ja auch nicht alle in der Mensa essen. Das Kärtchen kostet 10 Mark Pfandgebühr und muss an den Automaten auf dem Uni-Gelände aufgewertet werden.

So weit, so freiwillig. Zur Zeit werden die Waschmaschinen der Studierendenwohnheime auf Mensacard-Betrieb umgestellt. Als nächstes ist das Luisenthal dran und dort muckt ein Viertel der Belegschaft in der Anlage II auf. „Wenigstens ein Bargeld-Waschautomat und ein Trockner pro Block soll erhalten bleiben“, fordert Carina Tönjes stellvertretend für die kartenskeptischen Wohnheim-Studis. „Das heißt immer freiwillig, und plötzlich brauchst du so ein Ding, um deine Wäsche zu waschen“, sagt Tönjes.

Die Wohnheimverwaltung bleibt hart und will keine Bargeld-Automaten mehr. „Wir fanden die Alternative eigentlich ganz gut“, sagt die Leiterin Maria Glinka. Aber dann sei im Wohnheim über der Mensa wieder so ein Ding beschädigt worden. Das könne mit der Mensacard nicht mehr passieren, schließlich hätten es die Vandalen auf das Geld abgesehen. „Die Karten sind auch viel zeitgemäßer“, findet Glinka. Die Serviceleistung sei ein Zeichen von Fortschritt. „Viele Studierende haben sich bei uns bedankt“ und „Waschen ist jetzt ein leichterer Vorgang.“

Jan Sparsam heißt wirklich so und fragt seine Achter-WG um eine Meinung zu dem Kartensystem, das in der Vorstraße bereits Alltag ist. „Totaler Scheiß“ kommt als Rückmeldung. „Das ist gegen unseren Willen eingeführt worden, und wir leben schließlich hier.“ Deshalb hätten sie auch kein Interesse daran, die Automaten zu zerdeppern: „Wir müssen schließlich waschen.“

Auch den Service-Vorteil kann er nicht nachvollziehen. „Es gab kein Problem, außer dass ab und an ein Automat kaputt war.“ Dafür müssten sie jetzt zum Kartenaufladen in die Uni. „Geld hat man immer in der Tasche.“ Seine WG hat sich eine „Notfall-Gästekarte“ besorgt, die nur zum Waschen und sonst gar nix dient.

Alle, die solche schlichten Karten mit einer einzigen Funktion ganz praktisch finden, aber unruhig zucken, wenn mit so einer Karte auch noch Meldedaten und Prüfungsergebnisse abgefragt werden, sollten sich heute im Glaskasten der Uni einfinden. Dort informiert zum einen Media§Komm über die Signaturkarte zur digitalen Kommunikation mit Behörden. Die wird zur Zeit in Bremen auf freiwilliger Basis erprobt.

Zum anderen veranstaltet die Initiative Chipkartenkritik einen sportlichen „Chipkartenweitwegwurf“ und „Fangen mit den Hausmeistern“. ei

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