: Neuer Verdacht
Grüne fordern Überprüfung der Asbestsanierung im „Steglitzer Kreisel“. Ihr Vorwurf: Korruptionsverdacht
Die Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen im Abgeordnetenhaus hat Innensenator Ehrhart Körting (SPD) aufgefordert, in Bezug auf die 1990 erfolgte Asbestsanierung des Rathauses Steglitz einem Korruptionsverdacht nachzugehen. Die Stadtentwicklungspolitikerin Claudia Hämmerling vermutet, dass die damalige Bauverwaltung eine fachgerechte Asbestsanierung behindert hat und verlangt Schadensersatz von den Verantwortlichen.
Hämmerlings Begründung: Seit September 2000 mussten mehr als 70 Räume des „Steglitzer Kreisels“ wegen zu hoher Asbestbelastung erneut gesperrt werden. Das heißt, dass über Jahre hinweg die Büromitarbeiter Krebs erregendem Asbeststaub ausgesetzt waren. Außerdem hatte der mit der Sanierungsaufsicht beauftragte Ingenieur Hellmut Bartsch seinen Job bereits im Juni 1990 geschmissen. Er fühlte sich von der Baubezirksverwaltung nicht unterstützt, ja sogar behindert.
Bereits damals sollten große Teile des Gebäudes und der Heiz- und Lüftungsschächte von asbesthaltigen Isoliermaterialien befreit werden. Die Bindemittel in den Dämmschalen der Rohrleitungen gaben mikrofeine Asbestfasern frei, die Grenzwerte in der Raumluft wurden um ein Mehrfaches überschritten. Den Auftrag erhielt die Hakap Generalbausanierung GmbH Berlin, die nach Bartschs Schilderung eher am schnellen Geld als an fachlich sauberer Arbeit interessiert war. So seien der Asbestmüll vorschriftswidrig transportiert oder hermetisch abgedichtete Türen des Nachts geöffnet worden, offenbarte Bartsch jetzt der Abgeordneten. Seine Hinweise an die Bezirksbauverwaltung und an die ausführende Firma seien damals ignoriert worden.
Stunden nachdem Bartschs Kündigung beim Bezirksamt vorlag, übernahm der TÜV die Kontrolle der Sanierung. Nun glaubt Bartsch, gezielt aus dem Bauvorhaben gedrängt worden zu sein.
Baustadtrat war 1990 der heutige Bürgermeister von Steglitz-Zehlendorf, Herbert Weber (CDU), dem Körting nun genauer in die Bauakten schauen soll. Auch die Bezirksverordnetenversammlung wird sich morgen mit dem Korruptionverdacht befassen. TILMAN STEFFEN
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