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Ächzen für die „längste Kaje der Welt“

■ Mit einem symbolischen Hebeldruck begannen die Arbeiten für das CT IIIa / Kritiker wollen klagen

Der Himmel ist blau, der Schlick ist schwarz, und das Container-Terminal IIIa muss gebaut werden: Es war ein Tag der großen Gewissheiten, gestern, als der Senator für Wirtschaft und Häfen zu einem „symbolischen Knopfdruck“ auf den Eimerkettenbagger Hansa geladen hatte. Anlass: Am Freitag hat die Wasser- und Schifffahrtsdirektion Nordwest in Aurich den Bremern den Planfeststellungsbe-schluss für das umstrittene CT IIIa zugesandt, und das zur „sofortigen Vollziehbarkeit“. Seit gestern schaufelt der Schwimmbagger mit ungeheuerlichem Ächzen die Baugrube für das 190-Millionen-Ding – auf dass die „längste Kaje der Welt“ noch ein bisschen länger wird.

Allein schon die Fahrt in der Senatsbarkasse zur künftigen Baustelle geriet der angereisten Prominenz zum Beleg für die Notwendigkeit des Projekts: Nicht nur, dass die Wölkchen so adrett dahergesegelt kamen, wofür sie prompt von Staatsrätin Sibylle Winther gelobt wurden. Nein, auch die Zahl der ankernden Containerschiffe gefiel der Gesellschaft, die da auf den lilafarbenen Kunststoffdrehstühlen Platz genommen hatte: Die Kaje sei „dicht belegt“, diagnostizierte Winther; „ja, ein gewaltiger Auftrieb“, fand auch der Chef des Hansestadt Bremischen Hafenamts, Hinrich Gravert. Man sei förmlich von den wachsenden Umsätzen überrollt worden. Also müsse man genau das tun, „was Reeder und Verlader von uns erwarten“, wie Staatsrätin Winther formulierte – weiterbauen.

In den kommenden zehn Wochen wird Eimerkettenbagger Hansa rund 350.000 Kubikmeter Kleiboden aus dem Untergrund kratzen. Ein Arbeitsschiff mit dem klingenden Namen „Hol Deep“ wird die Unterwasser-Baugrube dann mit einem so genannten Wasserinjektionsgerät vom Schlick säubern. Später wird der schön geputzte Hohlraum mit tragfähigem Wesersand gefüllt. Anfang Oktober sollen bereits die Rammarbeiten für die neue, 340 Meter lange Kaje beginnen. In der zweiten Jahreshälfte 2003 will man das Projekt dem Betreiber übergeben. Am Anfang jedoch, da stand der Knopfdruck.

Es ist Mittag, als Staatsrätin Winther auf den Leitstand der Hansa klettert, vorbei an schmierigen Trossen und der Eimerkette mit ihren badewannengroßen Schaufeln. Endlich ist die Armatur gefunden, die kein Knopf ist, sondern ein Hebel, und die von den Fotografen so intensiv gesucht worden war. („Willi, gibt's hier irgendwas zum Drü-cken?“) Als Frau Winther endlich drückt und sich die Maschinerie in Bewegung setzt, freut sich alle Welt an Bord, als der erste Schlick grau-schwarz in die längsseits vor Anker gegangene Schute schäumt.

An Land indes legten die Kritiker ihre ersten Protestnoten auf die Faxgeräte. „Für den CT IIIa werden ab heute Hunderte von Millionen an Steuergeldern im Wesersand verbuddelt“, hieß es von Seiten des BUND, schließlich mache der geplante Tiefwasserhafen in Wilhelmshaven einen weiteren Container-Hafenausbau überflüssig „wie einen Kropf“. Profiteur sei lediglich das Umschlagsunternehmen Eurogate, das sich erneut nicht an den Baukosten für die Kaje beteiligen brauche. Und: Jetzt rücke das Container-Terminal unmittelbar bis an die Weddewardener Außendeichswiesen vor, ein ökologisch wertvolles Gebiet.

Die Weddewardener Terminal-Gegner erwägen nun, die Bauarbeiten über eine einstweilige Verfügung zu stoppen. Es seien „glatte Unverschämtheiten“, was Hafenamtsleiter Gravert an Bord der „Senator“ von sich gegeben habe, so Ulf Jacobsen von der „Bürgergemeinschaft“. Dabei geht es unter anderem um den zu erwartenden Lärm durch das CT IIIa, den Gravert als „deutlich unter den Grenzwerten“ bezeichnet habe. Das sei nur der Fall, wenn man sich Weddewarden als Industriegebiet denkt, sagt Jacobsen dazu.

Der Hafenamtschef hatte auch betont, dass die Bagerarbeiten keine Auswirkungen auf den Fedderwardersiel auf der anderen Seite der Wesermündung haben werde. Dort befürchtet man, dass sich die Fahrrinne noch weiter als schon der Fall zusetzt – mit fatalen Auswirkungen auf den Küstenort Butjadingen. Auch hier wird man aller Voraussicht nach innerhalb des nächsten Monats versuchen, das Unternehmen zu stoppen.

Die Befürworter indes fühlen sich auf der sicheren Seite: Man tue der Natur doch Gutes, wenn man zu Ausgleich für das CT IIIa und andere Maßnahmen 320 Hektar der Luneplate ökologisch umgestalte. Und die Stellen, wo zehn bis 15 Kilometer vor Bremerhaven das Baggergut verklappt wird, würden bereits heute genutzt, seien also ohnehin schon „anthropogen überformt“.

Da wirkt auch das „Säbbelrasseln“ der Betroffenen nicht wirklich bedrohlich, meint der Planfeststellungs-Kommissar von der Auricher Bundesbehörde, Friedhelm Ubben, eben, als ein Greenpeace-Schiff vorbeikommt. Schließlich sei sein Gutachten-geschwängertes 191-Seiten-Werk, das den CT-IIIa-Bau ermöglicht, so etwas „wie das Urteil eines Gerichts“. Zu feiern gebe es zwar nichts. Trotzdem hat sich Ubben eine Blümchen-Krawatte umgebunden und bestellt ein ordentliches Pils, gestern Mittag, auf der „Senator“, dort, wo künftig kein Meer mehr sein wird. hase

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