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Die Alternativen verlieren ihre Bank

Die Ökobank wird zum Anhängsel des Bundesverbandes der Volksbanken. Die Vertreterversammlung beschließt nach Verlusten, das eigene Bankgeschäft zu beenden. Ob das Institut in anderer Form überleben kann, ist fraglich

von KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT

Die Vertreterversammlung der Ökobank hat am Wochenende den Traum vom alternativen Geldinstitut beendet. Wegen zu großer Verluste soll das Bankgeschäft rückwirkend zum 31. 12. 2000 auf die Bankaktiengesellschaft (BAG, Hamm) übertragen werden.

Wie die Vorstandsmitglieder Wolfram Herath und Wolfgang Mai gestern in Frankfurt/Main versicherten, würde sich für die Kunden der Ökobank „praktisch nichts ändern“. Die BAG Hamm übernehme alle Konten, Kredite und Einlagen und betreibe auch die Filialen weiter – allerdings nur befristet und unter dem Arbeitstitel „Ökobank Niederlassung der BAG“. Endgültig übernommen werden soll das Bankgeschäft der Ökobank dann entweder von der GLS-Bank in Bochum oder von der alternativen niederländischen Triodosbank, so die Wunschvorstellung von Aufsichtsratssprecher Burghard Flieger. Entsprechende Verhandlungen stünden kurz vor dem Abschluss.

Außerdem soll sich noch ein dritter – rein kommerziell ausgerichteter – Interessent gemeldet haben. Doch nur die Übernahme durch eine Alternativbank garantiere auch die Übernahme der Philosophie der Ökobank, so Flieger. Andernfalls würden die Kunden abspringen. Wer am Ende den Zuschlag bekommt, entscheidet alleine die neue Eignerin der Ökobank, die BAG Hamm, eine Tochterbank des Bundesverbandes der Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR).

Nach einem Wertberichtigungsbedarf von 17 Millionen Mark im Jahre 1999, der noch von den Sicherungseinrichtungen der Volksbanken und Raiffeisenbanken bereinigt worden war, machte die Ökobank im vergangenen Jahr erneut Verluste in Höhe von rund 13 Millionen Mark. „Viele faule Kredite und handwerkliche Mängel auch bei früheren Vorstandsmitgliedern“ haben nach Auffassung der beiden aktuellen Vorstandsmitglieder die latente Krise bei der Ökobank vor zwei Jahren eskalieren lassen. Auch hätte sich der legendäre Vorstandssprecher Oliver Förster zu lange gegen eine Kooperation der Ökobank mit einer anderen Alternativbank gesperrt, sagen Insider heute. Die nach der Ära Förster angestrebte Fusion mit der GLS-Bank scheiterte, weil die Bochumer nicht bereit waren, für die Altschulden der Ökobanker aus den Gründertagen gerade zu stehen.

Dem amtierenden Vorstand warfen Kritiker auf der Vertreterversammlung am Sonnabend vor, danach die Suche nach anderen Partnerbanken systematisch verhindert zu haben. Und nach dem vom BVR erzwungenen Verkauf der Anteile der Ökobank am lukrativen Alternativfonds Ökovision sei die Bank dann nicht mehr alleine überlebensfähig gewesen, hieß es.

Burghard Flieger konnte gestern nur mit Mühe seinen Wut auf den amtierenden Vorstand verbergen, unter anderem Sanierer Hertah vom BVR. In Berlin habe der BVR rund 2,3 Milliarden Mark in die marode Berliner Volksbank gesteckt; die Ökobank dagegen hätte schon mit ein paar Millionen Mark mehr gerettet werden können, hieß es.

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