: So wird die Saison, die wird
Bisswunden wohin man schaut. Und am Ende hält der FC St. Pauli die Klasse dank der altgedienten Helden ■ Von Peter Ahrens und Eberhard Spohd
1. Spieltag: Niemand siegt am Millerntor. Hertha ist ein Niemand. Trainer Dietmar Demuth ist trotzdem zufrieden: Immerhin hat Marcel Rath dem Herthaner Marco Rehmer im Luftkampf die Nasenspitze abgebissen.
3. Spieltag: Nach dem Sieg in Wolfsburg vom Wochenende zuvor der Rückschlag: Hansa Rostock gewinnt in Hamburg 1:0. Anschließend ziehen die Gäste-Spieler zur Hafenstraße. Unschöne Szenen.
4. Spieltag: St. Pauli siegt 4:1 bei den Bayern. Vier Tore von Markus Lotter. Die Bild-Zeitung titelt originell wie eh und je: Die Bayern-Lotterie. Trainer Dietmar Demuth ist trotzdem unzufrieden: Oliver Kahn hat auch nach 90 Minuten seine Nasenspitze behalten.
5. Spieltag: St. Pauli gegen Schalke 3:3. Trainer Diemtar Demuth wird danach als Nachfolger des drei Tage zuvor gefeuerten Othmar Hitzfeld ins Gespräch gebracht. Die Vertragverhandlungen scheitern, weil Demuth sich weigert, auf der Bayern-Bank das Astra-T-Shirt gegen eins der Firma Löwenbräu zu tauschen.
6. Spieltag: St. Pauli gastiert in der BayArena. Ulf Kirsten verzichtet aus Solidarität aufs Toreschießen: „Das ist ja fast wie bei uns früher bei Chemie Riesa. Bei denen stehen ja mehr Ossis im Team als bei Cottbus.“
7. Spieltag: Höchste Niederlage der Vereinsgeschichte auf dem Gladbacher Bökelberg.
8. Spieltag: Borussia Dortmund kommt ans Millerntor. Geld schießt keine Tore, kein Geld aber leider auch nicht. Wenigstens fängt sich Christian Wörns nach dem mageren 0:0 in der Umkleidekabine Fußpilz ein.
9. Spieltag: Nach dem Auswärtsspiel in Freiburg kommt es zu einer Spontan-Demonstration beider Delegationen pro 15:30 Uhr und gegen die Globalisierung unter dem Motto: Wir sind die Guten. St. Pauli verliert das Spiel.
10. Spieltag: St. Pauli gegen Energie Cottbus. Unschöne Szenen. Marcel Rath beißt Eduard Geyer diverses ab.
11. Spieltag: Das trostlose Duell Letzter gegen Vorletzter im Stuttgarter Gottlieb-Daimler-Stadion möchten nur 643 Zuschauer sehen. Minusrekord. Premiere World bricht aus Mitleid die Übertragung ab. Danach spielt Braun-Weiß ganz groß auf und siegt souverän.
12. Spieltag: 1860 München kommt zu Besuch. Die Fans beschwören ihre ewige Freundschaft. Ausgelassen wird das Unentschieden gefeiert.
14. Spieltag: Der 1. FC Köln kommt zu Besuch. Die Fans beschwören ihre ewige Freundschaft. Ausgelassen wird das Unentschieden gefeiert.
15. Spieltag: Lokalderby. Irgendein Hamburger Team gewinnt.
17. Spieltag: St. Pauli verliert gegen den 1. FC Nürnberg. Trainer Dietmar Demuth tritt freiwillig ins zweite Glied zurück. Als Nachfolger werden Uli Maslo und Uli Hoeneß gehandelt. Die Bild-Zeitung fordert: Papa Heinz muss wieder ran. Es wird Weihnachten.
18. Spieltag: Der neue Coach Christoph Daum startet mit einem Remis im Berliner Olympiastadion. Er fordert: Die Jungs müssen Gras fressen. Abends wird der Punktgewinn bei Michael Ammer im Valentinos gefeiert. Daum kommt in U-Haft.
20. Spieltag: St. Pauli muss nach Rostock. Unschöne Szenen.
21. Spieltag: Der neue Coach Rolf Schafstall soll St. Pauli vor dem Abstieg retten. Er startet mit einem 3:0 gegen die Bayern. Drei Tore Lotter. Schafstall anschließend: Die Jungs müssen Gras fressen. Nachfolger: Otto Rehhagel.
24. Spieltag: Der FC St. Pauli putzt ganz locker den Aufsteiger Borussia Mönchengladbach weg. Ätsch.
26. Spieltag: St. Pauli rettet in der letzten Minute ein Unentschieden gegen den SC Freiburg. Anschließend ziehen beide Delegationen für Mumia Abu-Jamal über die Reeperbahn.
27. Spieltag: Cottbus empfängt den FC St. Pauli. Die Stadt wurde Tage zuvor zur Festung ausgebaut. 0:0. Alle lebend zurück. Rehhagel ist unzufrieden.
29. Spieltag: St. Pauli siegt bei den Münchener Löwen. Löwen-Trainer Lorant und Marcel Rath verbeißen sich ineinander.
30. Spieltag: Der 1. FC Kaiserslautern kommt mit einem neuen Trainer ans Millerntor und siegt mit Hengen (Thomas, 27) und Würgen (Eugen Hach, Nachfolger von Andi Brehme).
32. Spieltag: Lokalderby. Ein Hamburger Team siegt.
34. Spieltag: Sieg gegen Nürnberg. Die Rettung. Krista Sager ist mit dabei. Das Heiligengeistfeld. St. Pauli-Präsident Heinz Weisener verspricht vor 120.000 glückstrunkenen Fans, dass demnächst der Bau des St. Pauli-Stadions beginnen soll.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen