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Kein Happy End für Kinogiganten

Die Ehe zwischen dem Kino-Branchenriesen CinemaxX und der UFA wurde geschieden. Die UFA möchte sich lieber alleine mit den rückläufigen Besucherzahlen herumärgern, der CinemaxX-Chef fährt seine Visionen zurück

Die Aktie im Keller, die internationalen Pläne abgeschrieben und nun ist ihm auch noch mit der UFA die Braut für seinen Traum vom Multiplex-Imperium durchgebrannt. Hans-Joachim Flebbe muss sich langsam auf die Mini-Version seiner CinemaxX-Vision einstellen. Vom Programmkinomacher zum Multiplex-Tycoon – die Erfolgsgeschichte des Sonnyboys aus Hannover hat in letzter Zeit empfindliche Dämpfer erlitten.

Noch vor einem Jahr holte sich Flebbe für einen Zehn-Prozent-Anteil die angeschlagene UFA Theater GmbH ins Boot. Als Meilenstein in der Firmengeschichte feierte er die freundliche Übernahme des einstigen Rivalen aus Düsseldorf. Über Nacht stieg er vom Branchenzweiten zum Herrn über 600 Leinwände auf und hängte die übrigen Konkurrenten wie UCI und Cinestar deutlich ab. Doch die auf fünf Jahre angelegte vollständige Fusion wurde nun einseitig abgebrochen. Offensichtlich unter dem Eindruck der CinemaxX-Krise haben die Mehrheitsaktionäre der UFA, die amerikanische Versicherungs- und Kapitalanlagegesellschaft PRICOA und die Beteiligungsgesellschaft Apax, die Trennung zum 1. September beschlossen. Schon Mitte August zieht die UFA aus der CinmeaxX-Zentrale an der Semperstraße aus. Die Elefantenhochzeit ist gescheitert.

Die Risse in der Multiplex-Allianz waren bereits vor Monaten deutlich geworden. Das UFA-Management äußerte deutliche Kritik an der Zusammenarbeit. Ein ums andere Mal wurden die UFA-Theater düpiert, die gemeinsame Verwaltung klappte nicht, und im Ernstfall war den CinemaxX-Disponenten das Hemd näher als die Hose: Die UFA-Kinos zogen bei der Filmprogrammierung in gemeinsamen Standorten wie Berlin oder Hamburg oft den Kürzeren. Der Frust wuchs vor allem an der Basis, auch die eigenen Kinos fährt die CinemaxX AG mit personeller Unterdeckung. Ähnlich sieht es in der Zentrale aus, gleich reihenweise haben CinemaxX-Leute dem Unternehmen den Rücken gekehrt. Auf der Hauptversammlung der CinemaxX AG musste Flebbe im Juni dann Verluste von rund 50 Millionen im zweiten Halbjahr 2000 einräumen. Der dramatische Rückgang der Besucherzahlen in diesem Zeitraum verhagelte ihm die Bilanz eines insgesamt guten Kinojahres. Auch für dieses Jahr wird mit roten Zahlen gerechnet.

Verblüffend am Alleingang der UFA ist die plötzliche Zuversicht. Noch vor anderthalb Jahren schien die Anlehnung an den einstigen Rivalen CinemaxX als einziger Ausweg aus der Finanzmisere. Der Riech-Konzern wurde zerschlagen und die Zentrale in Düsseldorf aufgelöst. Unter den Geschäftsführern Lehmann und Vogel soll sich das Blatt wenden, die UFA- Zentrale wird wieder ausgebaut. Doch damit ist die UFA Theater GmbH noch nicht aus dem Gröbsten raus. Ein Problem haben CinemaxX und UFA gemeinsam: die mangelnde Multiplexrentabilität. Wie „maxXi“ die Multiplexbranche auch immer bleibt, es gilt der Flebbe-Slogan: „Hier spielt das Leben.“

PHILIPP KOEP

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