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WAS DIE STADIONFANS ZUR FUSSBALL-DISKUSSION UM KIRCH SAGEN:Es geht um viel mehr als „ran“

Die Verlegung der samstäglichen Bundesligasendung „ran“ auf 20.15 Uhr ist bei weitem nicht das größte Problem, das der Fußballfan heute hat. Sie hat nur die öffentliche Debatte forciert. Dass „ran“ von immer weniger Fans eingeschaltet wird, lässt die baldige Niederlage des eventhaften, showlastigen und zu starfixierten Börsenmagazins mit Fußballtarnkappe erwarten. Die von vielen geforderte Rückverlegung auf 18.30 Uhr wäre nur eine Systemkosmetik.

Seit acht Jahren kämpft das Bündnis Aktiver Fußballfans (BAFF) für mehr Aufmerksamkeit bei fußballfanpolitischen Themen. Doch erst seit zehn Tagen rennen die Medien BAFF die Bude ein. Und das nur, weil BAFF die Fußballfans in einer Pressemitteilung zum „Decoder-Boykott“ aufgerufen hatte. Die Medien reagieren eben auf markige Sätze. Aber damit keine Missverständnisse aufkommen: Die Stadiongänger sind nicht die Erfüllungsgehilfen der ARD, konsumkonditionierte TV-Couchballer oder populistische Politiker, die ausgerechnet in Zeiten der Beschneidung existenzieller sozialer Bedürfnisse absurderweise „Fußball, Fußball – Menschenrecht“ krakeelen.

Den Stadionfans wollen klar machen: Die Aufwertung des TV-Fußballs bedeutet Abwertung der Stadionfans. Längst bestreiten Rechteeinheimser einen hohen Anteil der Vereinsetats – die Eintrittsgelder der Stadionfans hingegen nehmen immer geringere Prozentsätze an. Und genau so werden sie dann behandelt. Damit Fußball als TV-Spektakel funktioniert, muss er fernsehgerecht zugerichtet werden. Für Stadionfans bedeutet das Stadien als Hochsicherheitskäfige. Zunehmend erweckt diese Entwicklung das Gefühl, als gebe der Fan mit dem Lösen des Zugtickets seine Grundrechte ab. Durch die TV-Gelder wird der Bau von fanunfreundlichen Stadien angeschoben, mit denen sich nach der WM 2006 die Ligafans leider weiter plagen müssen – besonders nach dem Abbau der Stehplätze. Kirch-Apologeten sagen, sein Geld habe das Niveau der Liga angehoben. Aber vielen Stadionfans geht es angesichts all der negativen Auswirkungen nicht mehr um teure Stars um jeden Preis, die dann ohnehin nur bei den sechs großen Vereinen landen. Die überdrehte Kommerzialisierung bewirkt eine Zentrierung auf die großen Vereine und erhöht die Kluft zu den kleineren. Der Markt regelt eben einfach alles.

Und Kirch? Er wird wieder einmal von alldem profitieren: Ab Jahresende nutzt er den Decoder-Unmut und macht Kasse per Masse, indem er die Decoder spottbillig anbietet, um später die Preise natürlich sukzessive anzuheben. GERD DEMBOWSKI

Der Autor (28) ist Diplom-Sozialwissenschaftler und Sprecher des bundesweiten „Bündnisses Aktiver Fußballfans“ (BAFF)

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