weinprobe: Eine Geschmacksreise von üppiger Würze zu nachhaltiger Samtigkeit
Überraschungen und lange Freundschaften
Eperimentierfreudige Weinnasen sollten sich den 1999er Chardonnay Barrique Auslese vom Biolandwinzer Schambachhof nicht entgehen lassen. Im Eichenfass ausgebaut stellt der im Wettbewerb badischer Ökowinzer ausgezeichnete Weißwein sämtliche Erwartungen auf den Kopf. So trifft auf die trockene Holznote des Chardonnay ein starker Karamellton, der mit einer buttrigen Geschmeidigkeit einhergeht. Dank seiner üppigen Würze kann man das Essen dazu glatt vergessen. Dieser Wein will nicht als Zaungast beim Menü mitwirken, sondern verlangt nach ungeteilter Aufmerksamkeit. Die wurde ihm übrigens schon im idyllischen Schambachtal am Kaiserstuhl zuteil. Der Biolandwinzer Matthias Höfflin lässt seinen Weinen die größtmögliche Fürsorge angedeihen und das heißt vor allem viel Platz für die Reben. Statt Chemikalien werden, wie es für Biolandbetriebe üblich ist, Kräuter und andere Pflanzen gegen Krankheiten und Pilzbefall genutzt.
1999er Chardonnay Auslese trocken, Schambachhof, Baden, 0,5 l, ca. 12 Mark
Einen Cabernet wie diesen gibt es zumindest in dieser Preisklasse selten. Das italienische Weingut Bosco del Merlo nordöstlich von Venedig ist bekannt für seine qualitativ hochwertigen Weine. Hergestellt aus den Trauben Cabernet-Franc und Cabernet Sauvignon, besticht der Wein durch eine sympathische Eigenwilligkeit. Zunächst duftet der Cabernet fruchtig nach Himbeeren und Preiselbeeren, im Geschmack ist er dagegen überraschend trocken. Der Gaumen entdeckt Gräser- und Holznoten und wird von einer nachhaltigen Samtigkeit überrascht. Kein Wein für die Liebe auf den ersten Blick, sondern geschaffen für eine langlebige Freundschaft.
1999er Cabernet, Bosco del Merlot, 0,75 l., ca. 14 Mark
CHRISTINE BERGER
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen