Natur- und ingenieurwissenschaftliches Profil in der Schule: „Herr Lemke hat nicht darauf reagiert“
■ Bildungspolitiker von CDU und Grünen diskutieren in Huchting
Iris Spiess ist die Geschäftsführerin der Landesvertretung Bremen des Vereins der Deutschen Ingeniere (VDI). Heute abend sitzt sie in Huchting auf dem Podium über Schulpolitik.
taz: Was treibt Sie zur Bildungspolitik?
Iris Spiess: Gerade im Bereich der Ingenieurwissenschaften sind die Studierenden-Zahlen zurückgegangen. Wir haben uns überlegt, woran das liegt. Der Unterricht ist wenig attraktiv, es herrscht eine Fremde gegenüber dem, was in der Industrie gewollt und gemacht wird.
Welche Fächer sind denn betroffen?
Das Fach Technik wird hier in Bremen nicht angeboten. Uns geht es hier um Chemie, Physik, Mathematik.
Was würden Sie, wenn Sie Bildungssenatorin wären, ändern?
Es würde weniger Frontalunterricht geben. In Projekten könnte man die Erfahrungen aus der Praxis mit einbeziehen in den Unterricht.
Gibt es vorbildliche Schulen?
Vorbildlich für uns ist die Integrierte Stadtteilschule an der Hermannsburg in Huchting. Das wird von uns sehr gefördert.
Das ist eine Gesamtschule, die mit der zehnten Klasse endet.
Das ist in Bremen ja ein großes Problem: Sie finden kaum eine Oberstufe, in der es Physik und Chemie als Leistungskurs parallel gibt. Wir haben ein Konzept für eine „Naturwissenschaftlich-technisch profilierte Oberstufe“ entwickelt, die kann überall dort stattfinden, wo es im Bereich der Naturwissenschaften eine starke Sekundarstufe I gibt.
Merkwürdigerweise ist das Interesse der Schule Hermannsburg, dieses Profil bis zum Abitur anzubieten, nicht auf Interesse gestoßen bei einem Bildungssenator, der viel über Kooperation mit der Wirtschaft redet.
Das ist auch unser Problem. Wir haben dieses Konzept Herrn Lemke zur Kenntnis gegeben. Aber er hat noch nicht darauf reagiert.
Haben Sie als Mitglied der CDU denn Ihre eigene Partei überzeugen können?
Mir geht es nicht darum, eine bestimmte Partei zu überzeugen. Wir wollen alle Fraktionen darüber zu informieren. Wir sind froh, dass wir unser Konzept heute abend im Bürgerzentrum Huchting auf einer Veranstaltung der Grünen vorstellen können.
Fragen: K.W.
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