: SPD zieht Gewinne aus der Kriegslage
Die jüngste Umfrage beschert den Sozialdemokraten seit Jahren bestes Wahlergebnis. Wowereit zieht auf und davon
Die Berliner Sozialdemokraten können vier Wochen vor der Wahl zum Abgeordnetenhaus am 21. Oktober aus der kritischen Weltlage Nutzen ziehen. In einer Umfrage von Infratest-Dimap am Wochendende bescheinigten die Wahlforscher der SPD derzeit den höchsten Stimmenanteil seit Jahren. Wenn gestern Wahltag gewesen wäre, kämen die Sozialdemokraten auf rund 33 Prozent der Stimmen. Außerdem glaubt die Mehrheit der Befragten, dass die SPD am besten auf eine mögliche Situation von Terror, Krieg und Angst reagieren würde. 30 Prozent der Wähler trauen der SPD die meiste Kompetenz bei der inneren Sicherheit zu, nur 23 Prozent sind es bei der CDU und jeweils 3 Prozent bei den Grünen sowie der PDS.
Hinter der SPD als stärkste Partei mit 33 Prozent ermittelte Infratest-Dimap nur noch 27 Prozent für die Union, die Ende August/Anfang September beinahe gleichauf mit der SPD mit fast 29 Prozent der Stimmen lag. Abgestürzt ist im Meinungstrend die PDS: Sie erreichte nur noch 17 Prozent (21 Prozent im Vormonat) für Gesamtberlin und auch im Ostteil der Stadt nur noch 34 statt vormals 43 Prozent. Die Grünen bleiben bei 8 Prozent. Die FDP dagegen legt einen Punkt auf 10 Prozent der Wählerstimmen zu. Nach Ansicht der Meinungsforscher hätten sich die Terrorangriffe auf die USA vom 11. September „in besonderer Weise“ auf die Wähler ausgewirkt und der Berliner SPD im Fahrwasser der Bundes- und Regierungspartei zum Aufschwung verholfen.
Obwohl es danach jeweils drei rein rechnerische Mehrheiten für eine Ampelkoalition aus SPD, Grüne und FDP oder für Rot-Rot oder für die Wiederauflage der großen Koalition (SPD/CDU) gäbe, ermittelte das Prognose-Institut eine klare Perspektive nur für ein Regierungsbündnis: 45 Prozent der Befragten wollen, dass Rot-Grün nach dem 21. Oktober weiterregiert. Nur 32 Prozent bevorzugen die Ampelkoalition, 31 Prozent ein Zurück zu SPD/CDU, und abgeschlagen bei 21 Prozent Stimmenanteil ist die Variante Rot-Rot.
In der so genannten Beliebtheitsskala der Spitzenkandidaten rangiert laut Umfage der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) noch weiter vor seinen Konkurrenten als Anfang des Monats. 46 Prozent und damit plus 9 Punkte legte er zu. PDS-Spitzenkandidat Gregor Gysi verlor 7 Prozent der Stimmen und müsste sich mit 23 Prozent zufrieden geben. Auch CDU-Spitzenkandidat Frank Steffel büßte Wählerstimmen ein und landete statt auf 21 auf 16 Prozent. ROLF LAUTENSCHLÄGER
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