: Angriff eint die PDS
Kaum hatte der Disput in der PDS über Gysis Forderung nach Kommandoaktionen begonnen, war er auch schon wieder zu Ende. Nun kann sich die PDS wieder als Partei der Kriegsgegner profilieren. Doch der Friede wirkt sich in Umfragen negativ aus
von UWE RADA
Zwei Fliegen wollte Gregor Gysi mit einer Klappe schlagen. Seine Forderung nach einer Kommandoaktion gegen die Verantwortlichen der Terroranschläge in den USA sollte zum einen Anschluss an den Rest des Parteiensystems halten, zum andern auch in der PDS eine kontroverse Debatte auslösen. Nicht wenige Parteigenossen gingen dann tatsächlich auf die Meinungsäußerung des Berliner Spitzenkandidaten der PDS auf Distanz. Das war vor dem US-Gegenschlag.
Seitdem ist alles anders. Seitdem kann sich die PDS wieder als einzige bundesdeutsche Antikriegspartei profilieren. „Die Kontroverse gibt es nicht mehr“, sagt der dem linken Flügel angehörende Abgeordnete Freke Over, der Gysi zunächst kritisiert hatte. Nun stellt sich Over ohne Wenn und Aber hinter Gysis Ablehnung der Bombenangriffe auf Kabul und Kandahar.
Auch der eher pragmatische PDS-Youngster Klaus Lederer sieht die Diskussion um Gysis Äußerungen als beendet an. Der stellvertretende Vorsitzender der PDS-Fraktion in Pankow will nun „die Grünen fragen, ob sie immer noch zu ihrem Beschluss beim Grünen-Länderrat stehen“.
Es ist offensichtlich. Mit dem Bombardement in Afghanistan steht die PDS wieder als Partei des Friedens da. Mehr noch. Die PDS selbst ist es, die die Aktiviväten der Anti-Kriegs-Bewegung inzwischen koordiniert. Die Demonstration am gestrigen Abend auf dem Alex hatte Over selbst angemeldet. Und für die Großdemonstration am nächsten Samstag mobilisiert die PDS entscheidend mit.
Doch sosehr die PDS auch das friedensbewegte Erbe der Grünen antritt, die Wähler erbt sie nicht. Nach der letzten Umfrage fiel die PDS von 18 auf 14 Prozent. Nicht mehr nur die Grünen befinden sich offenbar im Dilemma.
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