: Verhandelt wird schon lange
Das Pentagon macht die Anforderung deutscher Waffen vom Kriegsverlauf abhängig
WASHINGTON taz ■ „Einige Tage, vielleicht auch noch einige Wochen“ kann es nach Auskunft des Pentagon noch dauern, bis die Bush-Administration offiziell Waffen von der Bundesregierung anfordert – „je nach der weiteren Entwicklung des Krieges“. Wie Vertreter des Pentagon und des State Department der taz bestätigten, finden bereits seit Mitte September Sondierungen zwischen Regierungen und Militärs in Berlin und Washington statt. Dabei geht es um „Fuchs“-Spähpanzer zur Bekämpfung von B- und C-Waffen, vielleicht aber auch um andere Waffen oder deutsche Soldaten für einen Einsatz in Afghanistan oder anderswo in Mittelasien. Eine offizielle Anforderung gibt es nach den Angaben noch nicht.
Die Gespräche zwischen Berlin und Washington begannen bereits kurz nach den Terroranschlägen vom 11. September. Nach dem Nato-Beschluss vom 12. September sind die Anschläge ein Angriff auf die gesamte Allianz, der die Beistandsverpflichtungen nach Artikel 5 des Nato-Vertrags auslöst. Die Bundesregierung stellte im Rahmen dieser Sondierungen die Bereitstellung einer ganzen Reihe von Waffengattungen und Truppenverbänden zumindest als Möglichkeit in Aussicht – immer vorbehaltlich einer Zustimmung des Bundestags.
Interesse signalisierte die amerikanische Seite jedoch nur an den Fuchs-Spähpanzern – so wie bereits im Golfkrieg des Jahres 1991, als im Irak B- und C-Waffen vermutet wurden. In den ersten Tagen nach dem 11. September, als die Ermittlungsbehörden noch weitgehend im Dunkeln tappten, wurde das Regime von Saddam Hussein als möglicher Drahtzieher der Terroranschläge gehandelt.
Ein militärischer Schlag gegen den Irak war damals eine Option, die in der Bush-Administration ernsthaft erwogen wurde, Diese Option ist inzwischen zwar keineswegs von Tisch. Allerdings wird sie derzeit aus einer Reihe von Gründen nur auf kleiner Flamme aufrechterhalten – wegen der Bedenken der arabischen Verbündeten, vor allem aber wegen Einwänden der britischen Regierung.
Vor dem Hintergrund der Anthrax-Briefanschläge in den Vereinigten Staaten hat sich die Sorge in den Vordergrund geschoben, Ussama Bin Laden oder die afghanischen Taliban-Streitkräfte könnten über einsatzfähige biologische oder gar chemische Waffen verfügen. Aus diesem Grund erwägt das US-Verteidigungsministerium jetzt auch die Anforderung deutscher „Fuchs“-Panzer für einen Einsatz in Afghanistan.
Aktuell würde dieser Bedarf allerdings erst bei einem möglichen Einsatz von amerikanischen Bodentruppen. Ob, wann und in welchem Umfang es dazu kommt, ist bislang auch innerhalb der Bush-Administration noch umstritten. Es gibt in der Regierung durchaus Befürworter der Variante, die oppositionelle Nordallianz solle den Bodenkrieg mit denTaliban zumindest zunächst alleine führen.
ANDREAS ZUMACH
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