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DER KRIEG ERWEIST SICH ALS UNGEEIGNET IM KAMPF GEGEN DEN TERRORIntelligenz ist gefragt

Krankenhaus bombardiert, Moschee angegriffen, Zivilisten getötet, Streubomben eingesetzt, Wohnviertel zerstört: für all das ist Washington inzwischen bereit die Verantwortung zu übernehmen. Man muss die – vermutlich übertriebenen – Angaben der Taliban hinsichtlich menschenrechtsverletzender Folgen von US-Angriffen auf Afghanistan gar nicht mehr für bare Münze nehmen. Selbst die unstrittigen Fakten genügen, um zu bezweifeln, dass Krieg ein geeignetes Mittel der Politik ist.

Die USA werden nicht müde, zu beteuern, dass sie keinen Krieg gegen das afghanische Volk führten, sondern lediglich gegen die Taliban. Geschenkt. Niemals seit dem Zweiten Weltkrieg (und der durch nichts zu rechtfertigenden Atombombe auf Nagasaki) sind Angriffe mit etwas anderem als der Erklärung gerechtfertigt worden, Krieg ausschließlich gegen eine feindliche Elite zu führen. Die jeweiligen Völker blieben propagandistisch stets ausgespart. Beim Einsatz von Napalm in Vietnam ebenso wie jetzt beim Abwurf von Streubomben über Afghanistan. An den Folgen – auch an den psychologischen Folgen – eines Krieges hat das niemals etwas geändert.

Als vollständig neue Form der Herausforderung sind die jüngsten Terroranschläge bezeichnet worden. Zu Recht, wie spätestens die schleichende Vergiftung durch Milzbrand in den USA zeigt. Und was fällt der Gegenseite ein? Krieg gegen einen zerfallenen Nationalstaat, für dessen Zukunft es nicht einmal theoretisch ein überzeugendes Konzept gibt. Geschweige denn ein praktisches. Das ist eine ebenso altmodische wie hilflose Antwort.

Der verheerende Angriff auf das World Trade Center schien zunächst beinahe jede Reaktion zu rechtfertigen. Jede? Diese nun eben gerade nicht. Wenn bezweifelt werden muss, dass Ussama Bin Laden gefasst wird, wenn die quälende Verlängerung eines Stellungskrieges droht und wenn beide Seiten das Leben von Zivilisten gleichermaßen gering zu schätzen scheinen: dann verliert der Westen die moralische Überlegenheit. Ohne die lässt sich jedoch die fragile Koaliton gegen den Terror nicht aufrechterhalten. Gibt es einen Ausweg aus der selbst gestellten Falle? Geplant wurde er offensichtlich nicht. Die Verlagerung des Kampfes gegen den Terror auf ein anderes Schlachtfeld – Sudan, Somalia, Irak – kann das grundsätzliche Problem nicht lösen. Militärisch ist der Krieg nicht zu gewinnen. Jetzt ist Intelligenz gefragt, kein Spiel der Muskeln. Ob George Bush dafür der geeignete Protagonist ist? Falls europäische Regierungen das bezweifeln, wäre es noch nicht gleichbedeutend mit Majestätsbeleidigung. BETTINA GAUS

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