piwik no script img

Kein Gegeige im Prozess gegen den Castor-Barden

■ Verfahren gegen Klaus dem Geiger vor Castor-Transport überraschend abgeblasen

Den Prozess will Klaus dem Geiger die Frontstadt-Justiz in Lünebürg wegen Beleidigung und Widerstand schon machen, doch einen Verhandlungstermin so nahe am „Tag X“ des Castor-Transportes im Wendland käme regelrecht einer gerichtlichen Einladung gleich. Und auch einem medienwirksamen Auftritt des Protestgeigers - er wollte seine „Verteidgungsrede“ im Prozess in Form eines Liedes vortragen – möchte ihm die Justiz auch nicht gewähren. Deshalb setzte das Amtsgericht Lüneburg kurzfistig die für Donnerstag anberaumteVerhandlung gegen Klaus von Wrochem ab.

Klaus von Wrochem aus Köln gehört zu den Urgesteinen der Anti-Atom-Bewegung. Bekannter ist er allerdings wohl unter dem Namen „Klaus der Geiger“. Seit Mitte der siebziger Jahre ist er mit seiner Geige auf fast allen Anti-Atom-Demos dabei. Als Straßenmusiker ist er stets Sprachrohr der Anti-Atom-Bewegung und prangert zudem soziale Missstände an. Sein politische Engagement brachte ihm schon diverse Prozesse ein.

Auch beim Castor-Transport und der X1000malquer Schienblockade in Wendisch Evern am 27. März war Klaus der Geiger vor Ort. Als „Maestro aus der Kölner Schildergasse“, aber auch als Aktivist auf den Gleisen. Als der Polit-Barde deswegen einen Platzverweis erhielt, kam er nach eigenen Angaben allerdings der Aufforderung zum Aufstehen nach. Weil er jedoch die Schienen nochmals überqueren wollte, um zu seinem Auto zu gelangen, so Wrochem, schubste ihn ein Polizist auf die Gleise, so dass seine Geige „kaputt ging“ und er sich am Bein verletzte. Vor Wut titulierte er den polizeilichen Schienenrambo als „Arschloch“. Das konnte auch seine Begleiterin bezeugen. Der Polizist legte den Vorfall hingegen als „Beleidigung und Widerstand gegen die Staatsgewalt“ aus.

Trotz der gerichtlichen Absage des Termins wird Klaus der Geiger seine Reise in den Norden nicht verschieben. Am Mittwoch wird er zur Mobilisierung zu den Blockaden mit seinen Liedern und der Geige ab mittags in der Lüneburger Innenstadt seinen Beitrag leisten. (Konzert: 20 Uhr im VAMOS). Am Donnerstag gibt er dann in Hamburg in der Roten Flora ein Konzert (20 Uhr). Kai von Appen.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen