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Folgen des Terrors

Weniger Touristen und Passagiere, gestrichene Flugverbindungen: Die Anschläge vom 11. September schwächen auch die Berliner Wirtschaft

von RICHARD ROTHER

Die wirtschaftlichen Folgen der Terroranschläge vom 11. September sind auch zwei Monate später in Berlin deutlich spürbar. Besonders betroffen sind der Tourismus und die Luftfahrt; aber auch der Einzelhandel beklagt Umsatzeinbußen.

Der Tourismusbereich – einer der wenigen Boombranchen der Stadt – hat dabei sein erstes Schockerlebnis hinter sich. Er erwartet Umsatzeinbußen von bis zu 20 Prozent für September und Oktober, genaue Zahlen liegen noch nicht vor. Bei den Luxushotels hat sich vor allem die Stornierung internationaler Kongresse bemerkbar gemacht. Besonders problematisch ist der Rückgang der Besucherzahlen aus den USA. „Der US-Tourismus ist massiv eingebrochen“, sagte eine Sprecherin der Berlin Tourismus Marketing GmbH (BTM). Die US-Touristen stellen die wichtigste ausländische Touristengruppe, vor geraumer Zeit hat die BTM eine Werbekampagne in der US-amerikanischen Gay Community gestartet, um vermehrt Schwule und Lesben aus Übersee in die Hauptstadt zu locken. Den Amis ist die Lust am Reisen erst einmal vergangen, die Lufthansa hat den ungeliebten Berliner Direktflug in die USA prompt gestrichen.

Tourismusexperten geben sich dennoch optimistisch. „Mittelfristig wird sich die Situation wieder verbessern“, so die BTM-Sprecherin. Die wirtschaftsschwache Stadt könnte eine solche Erholung gut gebrauchen. Der Tourismus ist eine der wichtigsten Branchen Berlins, mehr als 10 Milliarden Mark setzte er im Jahr 2000 um. Rund 66.000 Menschen arbeiten inzwischen in dieser Branche, 1998 waren es noch 20.000 weniger.

Die Folgen des Terrors sind auch auf den Berliner Flughäfen zu spüren. Die Lufthansa-Flüge nach Washington, Moskau, London und Hamburg sind gestrichen, in Tempelhof sind mit der Sabena-Pleite erst einmal die Verbindungen nach Brüssel weggefallen (siehe unten). Die Berliner Flughäfen erwarten im Linienverkehr Umsatzrückgänge um 10 bis 20 Prozent. Sparmaßnahmen sind deshalb auf der Tagesordnung. „Die geplanten Investitionen werden noch einmal überprüft“, so eine Flughafensprecherin. Mittelfristig rechnet man aber wieder mit dem Anstieg der Passagierzahlen; auch die Erfahrung mit dem Golfkrieg habe gezeigt: „Die Leute brauchen Urlaub, die werden wieder fliegen.“ Langfristige Auswirkungen werden im Moment nicht befürchtet. „Auf den Bau des Single Aiports in Schönefeld haben die Anschläge keinen Einfluss“, betont ein Projektsprecher.

Niemand weiß allerdings, wie sich die Lage entwickelt, sollte es zu erneuten Anschlägen kommen. Dieter Vesper, Haushaltsexperte am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), sieht eine allgemeine Verunsicherung als Folge der Anschläge. Die Auswirkungen seien zwar schwer zu beziffern, „aber konjunkturfördernd ist das sicher nicht“.

Das bekommt auch der Einzelhandel der Stadt zu spüren. Die Umsätze sind seit Jahren rückläufig, weil die Berliner immer weniger Geld in der Tasche haben. Jetzt hält sich manch Kunde beim Kauf langlebiger Konsumgüter zurück. „Wir erwarten einen Rückgang von bis zu 1,5 Prozent in diesem Jahr“, sagt Jan Holzweißich vom Einzelhandelsverband. Ein Viertel des Rückgangs sei möglicherweise auf die Anschläge zurückzuführen.

In der Wachschutzbranche, allgemein als Gewinnerin der Situation gehandelt, winkt man ab. Beim Bundesverband für Wach- und Sicherheitsunternehmen (BDWS) hieß es gestern lapidar: „Das wird hochgespielt, es gibt keinen Boom.“

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