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Scharon hat Arafat im Visier

Als erste Reaktion auf die Selbstmordanschläge hat Israel Gaza-Stadt mit Kampfhubschraubern angegriffen. Palästinensische Sicherheitskräfte verhaften Vertreter von Hamas und Dschihad

GAZA/JERUSALEM afp ■ In einer ersten Reaktion auf die verheerenden Anschläge vom Sonntag hat die israelische Armee gestern Nachmittag die palästinensische Stadt Gaza mit Kampfhubschraubern angegriffen. Dabei wurden unter anderem Raketen auf ein Gebäude der Sicherheitsbehörde in der Nähe der Büros von Palästinenserpräsident Jassir Arafat sowie dessen Hubschrauberlandeplatz geschossen. Über die Zahl möglicher Opfer war zunächst nichts bekannt.

Die israelische Regierung beriet gestern über Konsequenzen aus den Selbstmordanschlägen in Jerusalem und Haifa, bei denen 25 Menschen getötet und 200 verletzt wurden. Zuvor hatte Israel Arafat für die Anschläge verantwortlich gemacht. Ministerpräsident Ariel Scharon, Außenminister Schimon Peres und Verteidigungsminister Benjamin Ben-Elieser vereinbarten Maßnahmen, über die am Abend das Kabinett in einer Sondersitzung abstimmen sollte.

Medienberichten zufolge sprachen sich Peres und Ben-Elieser gegen einen Sturz Jassir Arafats und seiner Autonomiebehörde aus. Außerdem hätten sie sich Forderungen entgegengestellt, die Autonomiebehörde offiziell zum Feind Israels oder zur „Terroreinheit“ zu erklären. Mehrere rechtsgerichtete israelische Minister hatten die gewaltsame Ablösung Arafats verlangt. Ben-Elieser sprach sich für eine „Mischung harter israelischer Militäraktionen mit massivem US-Druck auf Arafat“ aus, um eine Waffenruhe zu erzielen.

Palästinensische Sicherheitskräfte nahmen nach eigenen Angaben im Westjordanland mindestens 77 und im Gaza-Streifen 35 Vertreter der Hamas und des Islamischen Dschihad fest. Ein Hamas-Sprecher bestätigte die Festnahme von zwei führenden Vertretern im Gaza-Streifen. Die palästinensische Autonomiebehörde hatte gestern den Ausnahmezustand verhängt.

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