dieser verdammte krieg (56): WIGLAF DROSTE führt heute das Kriegstagebuch der taz
Ein Frieden mit dem Krieg
In Afghanistan wird ganz unfeierlich weitergestorben, aber das Feuilleton der Frankfurter Rundschau hat seinen Krieg schon mal siegreich beendet.Die Samstagskolumne dort heißt ,,Eckfenster“, und ihr Autor - nennen wir ihn Dr. Eckfenster - teilt mit, dass es ihm gut geht nach all den Strapazen: ,,Uns Bellizisten dagegen geht es jetzt viel besser. Endlich dürfen wir uns anderen Themen widmen als diesem verfluchten Krieg.“
Das ist ja hochinteressant, aber ist es auch wahr? Wird Dr. Eckfenster ohne seinen Krieg auskommen? Wird er sich im Zivilleben wieder zurechtfinden? Ist ihm der Krieg nicht viel bequemer? Dr. Eckfenster nimmt sich schlichte Leserbriefschreiber her, gegen die er vollredundant, schneidend und hö-hö-höhnisch ankolumniert. Die unverlangt öffentlich gestellte Selbstdiagnose,,jetztvielbesser“allerdings weist darauf hin, dass er den wahren Befund kennt: Selbst heiße Luft wird ihm knapp. Dr. Eckfenster leckt die Wunden, die sein Krieg ihm schlug. ,,Opportunismus und moralisches Versagen“ habe man ihm unterstellt klagt der mutige Leser briefschreiberzerfäuster. Obwohl er doch immer ,,auf dem Laufenden“ war, wie er beteuert - was bei Eckfenster heißt: die Propaganda der Partei weitersagen, mit der man es hält, und zu Bezichtigung aller an deren sich pars pro toto ein paar Unbe darfte als leichte Gegner wählen.
Während George W. Bush seinen Afghanistankrieg als gelungene Rache Amerikas für Pearl Harbor feiert und Ähnliches gegen Somalia und Irak erwägt, macht Eckfenster Feierabend und lässt die Rollläden herunter. So hält er sich auf dem Laufenden.
MORGEN: Roger Willemsen
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen