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Leise riestert die Rente

Ab 2002 gibt es Zuschüsse für die private Altersvorsorge. Das Modell lohnt sich vor allem für Geringverdiener und Eltern

von BARBARA DRIBBUSCH

Fast täglich liegen neue Broschüren im Briefkasten, und sie sehen fast immer gleich aus: Ernst blickende junge Paare sind auf den Seiten zu sehen – und lachende Senioren im Herbstwald. Auch über die Fernseher wird heute wieder die Werbung flimmern: Nur noch zwölf Tage bis zur „Riester-Rente“!

Mit aller Macht versucht die Versicherungsbranche, ihre Angebote zur Riester-Rente noch vor Jahresende unters Volk zu bringen. Doch Tatsache ist: Man kann sich beim Abschluss der Verträge noch viel Zeit lassen. Auch wer erst im Dezember des nächsten Jahres einen Riester-Sparvertag abschließt, kann noch rückwirkend den Eigenbeitrag für das ganze Jahr 2002 einzahlen und entsprechend auch die staatliche Förderung für das ganze Jahr kassieren. Wobei „kassieren“ etwas zu großzügig formuliert ist: Die staatlichen Zulagen sind eher bescheiden (siehe unten). Die Riester-Rente lohne sich „vor allem für Geringverdienende und Leute mit Kindern“, erklärt Wolfgang Scholl vom Bundesverband der Verbraucherzentralen in Berlin.

Erst in den nächsten Tagen bekommen die ersten Produkte das begehrte Zertifikat, das sie als förderungswürdig ausweist. Zulagenfähig sind bestimmte private Rentenversicherungen ebenso wie Sparverträge bei Banken oder Investmentfonds mit hohen Aktienanteilen. Auch für bestimmte Formen der betrieblichen Altersvorsorge werden Zuschüsse gezahlt. Die Riester-Sparverträge müssen mehrere Bedingungen erfüllen: Eine Auszahlung ist erst mit Renteneintritt möglich, frühestens mit dem 60. Lebensjahr. Man legt sich also durch einen solchen Sparvertrag sehr lange fest. Die angesparten Gelder müssen vom Renteneintritt an monatlich ausgezahlt werden – und zwar bis zum Lebensende. Diese Riester-Rente muss dann versteuert werden.

Der Kapitalerhalt muss dabei garantiert sein: Die Sparer dürfen nicht weniger herausbekommen, als sie eingezahlt haben. Das gilt auch für Aktienfonds. Was sich gut anhört, bringt aber nur eingeschränkte Sicherheit. Schließlich verliert das eingezahlte Geld über die Jahrzehnte hinweg an Kaufkraft. Auch dürften die Anteile der Verwaltungs- und Abschlusskosten bei den neuen Sparverträgen teilweise recht hoch ausfallen. Kunden sollten sich darüber informieren, damit vom Ersparten nicht zu viel für das Versicherungsunternehmen draufgeht. „Da lohnen sich Vergleiche“, sagt Scholl.

Aber nicht nur die unterschiedlichen Verwaltungskosten drücken die Erträge. Auch die Rendite bei Sparabschlüssen mit Verzinsungen und bei Fonds ist erfahrungsgemäß unterschiedlich hoch. Verbraucherschützer haben daher schon eine interne Rangordnung erstellt, welche Riester-Sparverträge sich künftig eher lohnen und welche nicht. Scholl beispielsweise rät davon ab, individuell bei Versicherungsunternehmen Verträge für die neue Privatrente abzuschließen, weil die Kosten dafür zu hoch seien. Auch Riester-Zinssparverträge bei Banken dürften sich kaum lohnen, so Scholl. Denn die niedrigen Zinsen ergeben über die Jahrzehnte hinweg einfach zu wenig Rendite.

Besser sei es, in Riester-geförderte Investmentfonds einzusteigen, so Scholl. Dabei könne man den Aktienanteil in diesen Fonds in späteren Jahren herunterfahren und nach und nach mehr Anleihen hineinnehmen, um das Risiko zu minimieren. Günstig seien voraussichtlich Sparverträge über firmen- oder branchenübergreifende Pensionsfonds. Diese Fonds, für die beispielsweise auch Gewerkschaften werben, hätten vergleichsweise geringe Verwaltungskosten. Scholl: „Da kann man noch mit den besten Erträgen rechnen.“ Wer direkt über den Betrieb eine geförderte Altersvorsorge abschließen kann, dürfte sich dabei in den meisten Fällen am besten stehen, denn kollektive Abschlüsse mindern immer die Verwaltungskosten.

Infos über www.bma.de (Arbeitsministerium); www.vdr.de (Rentenversicherungsträger); www.gdv.de (Versicherungswirtschaft).

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