Störzeile: Rechtzeitig
■ Ungerecht: Wer gestern nicht in der Schlange stand, hat keine Chance mehr
Heute ist es schon zu spät. Wer gestern nicht in der Schlange angestanden hat, muss die bitteren Konsequenzen tragen – auch wenn es nur eine Minderheit trifft. Die meisten HamburgerInnen zeigten sich gut informiert darüber, dass der Euro, „unsere neue Leitwährung“ (F. Merz), nur jeweils am ersten Tag des Monats, an dem die Banken geöffnet haben, ausgegeben wird. So mussten die Leute zwar eine Wartezeit von drei bis vier Stunden in Kauf nehmen. Doch für sie hat es sich gelohnt: Frische Euros, und ein gesichertes Überleben bis Anfang Februar.
Sie waren clever. Monatelange Falschinformationen, das neue Geld gebe es ab jetzt jeden Tag, und man müsse nur an die Bankautomaten gehen, um es zu bekommen, haben sie nicht täuschen können. Sie wussten: Man muss an diesem 2. Januar die Bankschalter stürmen, man muss diese Gelegenheit nutzen, es bleibt vorerst die einzige.
Die anderen sind die Verlierer dieses Tages. Sie müssen jetzt 30 Tage darben, ohne Geld, höchs-tens noch mit ein paar lumpigen wertlosen D-Mark-Münzen im Portemonnaie, Alu-Chips, Blech, nichts weiter, und kein Bundesbankpräsident dieser Welt kümmert sich darum, wie sie über den Januar kommen sollen. Ein Fall für die Sozialbehörde. Wir wollen hoffen, dass auch die zuständige Senatorin dran gedacht hat und gestern ein, zwei Milliönchen für diesen Zweck bei ihrer Haspa gezogen hat. Alles andere wäre ein handfester politischer Skandal.
Nächstes Schlange stehen: Freitag, 1. Februar, ab 9 Uhr. Diesmal aber wirklich dran denken. Peter Ahrens
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