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NachgefragtFilz oder Kompetenz?

■ Gemauschel um neue Leitung der Stiftung Wohnliche Stadt

Seit einigen Wochen wird nach einem neuen Chef für die „Stiftung Wohnliche Stadt“ gesucht. Wir fragten dazu Carsten Sieling, Mitglied im Stiftungsbeirat und SPD-Baupolitiker.

taz: Der jetzt ausscheidende Leiter des Planungsamtes, Detlef Kniemeyer, würde gern als Leiter der Stiftung Wohnliche Stadt für diese Stadt arbeiten. Ein kompetenter Mann, der sich auskennt – kann es einen besseren Personalvorschlag geben?

Carsten Sieling: Kniemeyer ist mit Sicherheit einer, der auch für diese Position qualifiziert ist. Es gibt offenbar verschiedene Kandidaten für die Nachfolge von Horst Heise und Horst Pleister, die bisher gleichberechtigte Vorstandsmitglieder waren.

Heise ist im Frust gegangen. Er sagt: Die Politiker greifen mir immer in die Kasse und würden diese Sonder-Funktion der Stiftung nicht genügend. Jahrelang hat er sich gegen Kürzungen wehren müssen.

Heise ist heute über 70, er ist der Vater dieser Stiftung. Er trägt sich seit längerem mit der Absicht, sich zurückzuziehen.

Auch aus Verärgerung?

Er hat seine Gründe vor dem Stiftungsrat nicht dargelegt. Wir achten im Stiftungsrat sehr genau darauf, dass die Mittel nur satzungsgerecht verwendet werden. Es gibt natürlich immer wieder Anträge, die am Rande dessen sind, was der Satzungszweck her gibt.

Jetzt werden für die Nachfolge von Heise Namen wie Hans-Hinrich Blumenberg (CDU) ins Gespräch gebracht, der frühzeitig freigesetzte Karstadt-Geschäftsführer. Oder Jürgen Janke (SPD), den das Übersee-Museum nicht als Geschäftsführer haben wollte. Dass die Parteien diese Leute versorgen wollen, ist verständlich. Aber wäre das nicht eine Besetzung der Stiftung mit klassischen Filzköpfen?

Also: Das Vorschlagsrecht liegt beim Innensenator. Kuno Böse muss die Vorschläge machen. Zu Jürgen Janke ist zu sagen, dass der derzeit schon im Kulturressort tätig ist, also ähnlich wie Herr Pleister in seiner regulären Arbeitszeit die Verwaltung der Stiftungsgelder vornehmen könnte neben seinen sonstigen Aufgaben. Es kann nicht sein, dass ehemalige Bürgerschaftsabgeordnete automatisch für solche Funktionen ausgeschlossen werden.

Der Vorschlag kommt aber nicht aus der SPD, sondern von Herrn Böse. Woher der Vorschlag Blumenberg kommt, weiß ich nicht. Ich weiß auch nicht, ob das noch aktuell ist.

Wie wird die Hängepartie jetzt entschieden?

Der Senator muss einen Vorschlag machen, über den der Senat beschließen kann.

Fragen: Klaus Wolschner

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