: Sanfte Teuerung
Die Telekom kassiert ein paar Cent mehr für Telefon und DSL-Zugang. Die Konkurrenz hat dennoch keine Chance
Das fünfte Jahr auf dem liberalisierten Telefonmarkt beginnt mit höheren Preisen. Vor allem das aus den Monopolzeiten gerettete und immer weiter aufgerüstete Ortsnetz soll für die Telekom mehr abwerfen, aber auch die Internetzugänge im DSL-Format werden teurer. Mit Blick auf die Regulierungsbehörde sind die neuen Tarife sorgfältig ausbalanciert: Ganze 65 Cent mehr pro Monat will die Telekom ab Mai für jeden Telefonanschluss kassieren, mindestens 13,33 Euro.
Für den Einzelhaushalt erträglich, 300 Millionen Euro Mehreinnahmen im Jahr sind der Telekom dennoch garantiert – und: „Der Wettbewerb guckt in die Röhre“, ärgert sich bereits heute Marion Krause, die Sprecherin des VATM, des Branchenverbandes Marktkonkurrenten. Die Telekom weiß, dass sie sich auf gefährlichem Gebiet bewegt. „Gerade die Grundgebühren sind politische Preise – das ist wie beim Briefporto“, sagt Konzernsprecher Stefan Broszio. Bei den Ortsgebühren können die kleineren Wettbewerber auch weiterhin nicht mithalten. Hohe Wechsel- und Umstellgebühren bei der Übernahme von Telekom-Kunden müssen über Jahre erwirtschaftet werden. Bei aller Resignation treibt sie jedoch der Markt für DSL-Leitungen erneut auf die Palme: Hier habe die Telekom ein Jahr lang weitgehend ungestört von den Regulierern mit Dumpingpreisen Kunden anwerben und ihre Anschlusszahlen auf 2,2 Millionen in die Höhe treiben können, heißt es beim VATM. Für die Wettbewerber blieben wieder nur rund drei Prozent Marktanteil. Weil die Bonner Behörde nicht rechtzeitig steuernd eingegriffen habe, gebe es nun vielleicht in einem Jahr höhere Preise, aber keinen Wettbewerb.
„Bei DSL mussten wir erst den Markt durch ein günstiges Angebot schaffen“, hält der Telekom-Sprecher dagegen. In anderen Ländern sei das schnelle Internet ein „Luxusartikel“ – „denkbar“, meint Broszio, „dass der Regulierer noch einen drauflegt“. Man müsse sich dann aber „fragen, ob der Verbraucher oder die Wettbewerber im Vordergrund stehen. Das wäre ein neuer Trend, wenn man alles teurer machen muss, damit die Margen für die Konkurrenz stimmen.“
Vom Verbraucher würden höhere Preise „zunächst kritisch betrachtet“, gibt der Präsident der Regulierungsbehörde, Matthias Kurth, zu. Langfristig werde es aber dadurch mehr DSL-Angebote geben können, verspricht er – weil Wettbewerber schneller darauf hoffen könnten, dass sich ihre Investitionen in Breitbandnetze rentierten. AFP
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen