: Kinder, Küche und Karriere
■ Miese Arbeitsbedingungen stressen mehr als der Nachwuchs
Zwei Drittel aller Frauen in Deutschland sind berufstätig. 44 Prozent der Studierenden sind weiblich. Die wenigsten machen Karriere. Wie sich Arbeitsbedingungen und Familienstand auf die Gesundheit und das seelische Wohlbefinden von Frauen auswirken, soll eine neue Studie klären, die derzeit vom Institut für Arbeitsmedizin und dem Psychologischen Institut 1 der Universität Hamburg durchgeführt wird.
Erste Ergebnisse brachte eine Fragebogenerhebung zum so genannten Burn-Out-Syndrom bei ÄrztInnen, LehrerInnen, ArchitektInnen und RichterInnen. Die stellte – ähnlich wie eine bereits 2001 veröffentlichte DAK-Untersuchung – fest, dass sich berufstätige Mütter fitter fühlen als Frauen ohne Kinder. „Das kann man übrigens auch bei den Vätern feststellen“, sagt Psychologe Christian Wein. „Im Allgemeinen gelten Kinder als Belastung. Aber anscheinend sind sie eher eine Ressource, aus der die Eltern Kraft schöpfen können.“
Wie „ausgebrannt“ und gesundheitlich angeschlagen sich Frauen fühlen, hängt vor allem mit den Bedingungen am Arbeitsplatz zusammen, so ein weiteres Ergbenis der Studie. Zeitdruck, fehlende Handlungs- und Entscheidungsspielräume, mangelnde soziale Kontakte und finanzielle Unsicherheit gelten als potenzielle Krankmacher. Sind Frauen mit ihrer beruflichen Situation rundum zufrieden, klagen sie auch im höheren Alter nicht häufiger als ihre jüngeren Kolleginnen über typische Burn-Out-Symptome wie Stress, emotionale Erschöpfung, Angst- und Aggressionszustände.
Ebenso wenig wie vom Alter scheint das mentale und körperliche Wohlbefinden davon abzuhängen, ob Frauen in Vollzeit, Teilzeit oder gar nicht erwerbstätig sind. Viel eher spiele es eine Rolle, ob sich die jeweilige Lebenssituation mit dem individuellen Lebensentwurf decke, meint die Psychologin Antje Ducki. „Das Vorurteil, dass Hausfrauen unzufrieden und Doppelbelastete immer gestresst sind, stimmt nicht.“ Arbeitsbedingungen sollten so gestaltet werden, dass Frauen Karriere und Familie besser planen können. Sie fordert: „flexib-lere Arbeitszeiten und Zwangs-Vaterschaftsurlaub in allen Betrieben“. Annette Kohlmüller
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