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Leerstand zahlt sich aus

Trotz der Technologiekrise der vergangenen zwei Jahre hält der Wirtschaftsstandort Berlin an der IT-und Medienbranche fest. Beispiel Backfabrik: Für das Industriegebäude finden sich wieder Mieter

von MARIJA LATKOVIC

Eigentlich hätten sich die Verantwortlichen keine Sorgen machen müssen. „Theoretisch könnten wir die Backfabrik sogar zwei Jahre lang leerstehen lassen“, hatte Großinvestor Hargen M. Bartels im Mai vergangenen Jahres noch gesagt. Damals sah es für das Unternehmenszentrum im Bezirk Prenzlauer Berg noch relativ gut aus. 60 Prozent der Fabriketagen waren ein Jahr vor Fertigstellung der Bauarbeiten vorvermietet – überwiegend an Software- und IT-Unternehmen, Werbeagenturen sowie Multimediafirmen. Junge Unternehmen, die „New Economy“ waren die Zielgruppe der Backfabrik. Sie bot ihnen in einem von Berlins attraktivsten Stadtvierteln renovierte Büroflächen, in denen sie sich niederlassen konnten. Durch den Aufbau von netzwerkähnlichen Strukturen unter den Firmen sollte der jeweilige Erfolg noch gesteigert werden.

Doch das Konzept ging nicht auf. Erst ließ die Technologiekrise einige der IT- und Software-Unternehmen abspringen. Dann musste einer der größten Mieter, die Berliner Werbeagentur „Im Stall“ aus Unternehmensgründen Konkurs anmelden. „Zwischen Oktober und November konnten wir keine Flächen mehr vermieten“, erinnerte sich Bartels. Grund genug, sich Sorgen zu machen. Schließlich hatte seine Immobilienfirma R.E.M.M. (Real Estate Merger & Management) 35 Millionen Mark Eigenkapital in das ehemalige Gebäude der Großbäckerei Aschinger investiert. 110 Millionen Mark kostete die Sanierung insgesamt. Langfristig hat sich die Investition jedoch gelohnt. Denn seit Dezember hat ein Interesse an den Mietflächen in der Backfabrik eingesetzt, das selbst Bartels überrascht.

Wirtschaftsexperten erstaunt diese Entwicklung keineswegs. Für Heike Engelhardt von der Senatsverwaltung für Wirtschaft sind der IT- und Medienbereich immer noch Zukunftsbranchen. „Die Krise der vergangenen zwei Jahre war dringend nötig“, sagt Engelhardt. Die Spreu habe sich vom Weizen getrennt. „Jetzt befinden sich die Unternehmen in einer Konsolidierungsphase“, glaubt auch Bartels. Geradezu froh zeigt er sich darüber, vor eineinhalb Jahren keine Mietverträge abgeschlossen zu haben. Denn achtzig Prozent der Unternehmen, die damals noch an einem Einzug in die Backfabrik interessiert waren, sind heute nach Angaben des Großinvestors pleite. Wenn die ersten zwei der sechs Gebäude Ende Februar eröffnet werden, will die Backfabrik nur noch mit zuverlässigen Partnern verhandeln. Man hat aus der Vergangenheit gelernt.

Sorgen vor der Zukunft scheinen die Verantwortlichen nun nicht zu belasten. Der Besitzer des Unternehmenszentrums strebt langfristig eine volle Auslastung der Büroflächen an, und wenn es nach der Senatsverwaltung für Wirtschaft geht, wird er dieses Ziel auch erreichen.

Für die kommenden Monate rechnet sie mit einem erneuten, wenn auch bescheidenen Wachstum in IT- und Medienbranche. „Berlin ist wegen seines Rufs als Wissenschaftsstandort gerade bei Software-Unternehmen sehr beliebt“, sagt Engelhardt. Außerdem gehören Informationstechnologie und Medien zu den so genannten Kompetenzfeldern des Wirtschaftsstandorts Berlin. Gerade nach der Krise der vergangenen Zeit können sie mit der Förderung durch die Stadt rechnen.

Doch nicht nur von der Konsolidierung der Branchen und dem Standortvorteil, glaubt Bartels, wird die Backfabrik langfristig profitieren. Der Gebäudekomplex an der Prenzlauer Allee soll vor allem durch seinen hohen technischen Ausrüstungsstandard überzeugen. Konkurrenten fürchtet er nicht, auch wenn es aus der Senatsverwaltung heißt, Berlin habe ausreichend Bauplatz für weitere Unternehmenszentren, in denen potenzielle Kunden untergebracht werden sollen. Die Besten würden ohnehin in die Backfabrik kommen, glaubt der Unternehmer: „Denn wir haben das schönste Gebäude.“

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